Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 1/2017: Leute

90. Geburtstag von Prof. Dr. Dr. Dietrich Rössler

Hochgeschätzter Theologe und Mediziner

Am 20. Januar feiert Professor Dr. Dr. Dietrich Rössler seinen 90. Geburtstag.

Dietrich Rössler hatte von 1965 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1995 den Lehrstuhl für Praktische Theologie an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Tübingen inne und war zugleich seit 1979 kooptiertes Mitglied der Medizinischen Fakultät. Den Lehrstuhl für Ethik in der Medizin verwaltete er kommissarisch in der Zeit von 1995 bis 1998. Er war nicht nur Mitglied und Vorsitzender der Tübinger Ethikkommission, sondern auch Mitglied der Landesärztekammer Baden-Württemberg. Er gehörte dem Nationalen Aids-Beirat an, der Gutachterkommission für Bioethik der EU und er war Mitglied im Verwaltungsrat des Deutschen Instituts für Ärztliche Mission (Difäm). Er war Vorsitzender der Kammer für Theologie der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und Frühprediger an der Tübinger Stiftskirche. Der Deutsche Ärztetag verlieh Dietrich Rössler im Jahr 2000 die Paracelsus-Medaille. Ein Jahr später folgte das Bundesverdienstkreuz.

Dietrich Rössler, 1927 in Kiel geboren, studierte Medizin und Evangelische Theologie in Kiel und Heidelberg. Er legte 1951 das Staatsexamen an der Medizinischen Fakultät der Universität Kiel ab und wurde im gleichen Jahr in Berlin zum Dr. med. promoviert. Seine klinische Weiterbildung führte ihn über Heidelberg nach Münster. Rössler widmete sich intensiv den Fragen einer medizinischen Anthropologie. 1957 schloss er sein Theologiestudium mit der Promotion in Heidelberg bei Günter Bornkamm ab. 1960 habilitierte er sich im Fach Praktische Theologie in Göttingen mit seiner Arbeit: „Der ‚ganze’ Mensch. Das Menschenbild der neueren Seelsorgelehre und des modernen medizinischen Denkens im Zusammenhang der Allgemeinen Anthropologie“. Aspekte eines Menschenbildes, das für die Medizin wie für die Seelsorgelehre gleichermaßen relevant ist, werden in dieser Arbeit konturiert. Rössler hat zeitlebens die Individualität des Menschen in den Mittelpunkt seiner Wissenschaft gerückt, und zwar im Sinne des Wortes als ganzer, unteilbarer Mensch gegen ein von Technisierung bestimmtes Verständnis der Medizin, als auch gegen eine Seelsorgelehre, die den Menschen auf eine wirklichkeitsfremde Gottesbeziehung zu reduzieren versucht, indem sie ihn aus lebensweltlichen Bezügen isoliert. Die Praktische Theologie verdankt Dietrich Rössler bleibende Impulse. 1986 in erster, 1994 in zweiter Auflage erschien sein „Grundriß der Praktischen Theologie“, bis heute ein Standardwerk. Als Gründungsmitglied der International Academy of Practical Theology hat er wesentlich Anteil an der Internationalisierung des Faches.

Der Lehrstuhl für Praktische Theologie mit den Schwerpunkten Seelsorgelehre und Patoraltheologie an der Evangelisch-theologischen Fakultät lädt aus Anlass des 90. Geburtstages von Dietrich Rössler am 20. Januar ab 18.15 Uhr zu einer akademischen Feier in den Hörsaal des Theologicums, Liebermeisterstr. 16, ein. Die Veranstaltung ist öffentlich, eine Anmeldung ist nicht notwendig.

Birgit Weyel