Deutsches Seminar

Ulrich von Lichtenstein: Frauendienst

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Den guoten wiben si genigen
von mir, swie si mich doch verzigen
nach dienest ofte ir lones hant.
her, waz si tugent doch begant!
der werlde heil gar an in stat.
ich waen, got niht so goutes hat
als ein guot wip: daz ist also,
des stat ir lop von schulde ho.

Man muoz mirs jehen, wan ez ist war,
daz wibes güete niemen gar
vol loben an ein ende mac.
ir lop sich breitet als der tac-
wa endet sich der sunne schin?
swer mir daz uf die triwe sin
kan gesagen, dem muoz ich jehen,
daz er vil verre hab gesehen.

Ir schin durchliuhtet elliu lant,
da von ist mir vil unbekant
ir schines sprunc, ir schines ort.
sich endent sanfter elliu wort
und swindet lichter elliu jar,
e daz der wibe güete gar
und ouch ir hohe werdekeit
mit worten werde gar vol seit.

Wie sol man des wol ze ende komen,
des ende nimmer wirt vernomen
und daz für war niht endes hat?
also diu werlt nu gar zergat,
dannoch ist der wibe bris
ze himel und in paradis,
da von min sin und min gedanc
in lop ze sprechen ist ze kranc.

Wip sint reine, wip sint guot,
wip sint schoene und wol gemuot,
wip sint guot für senediu leit,
wip die füegent werdecheit,
wip die machent werden man.
wol im, der daz verdienen kan,
daz si im bietent vriundes gruoz,
dem wirt vil maniger sorgen puoz.

Wip sint hoher saelden rich,
den engeln nie niht so gelich
wart alsam ir schoener lip.
ein tugentrich reine wip,
diu sich vor wandel hat behuot,
diu hat für war wol engels muot,
ir lip hat ouch wol engels schin:
daz nim ich uf die triwe min.

Nach disem lob so heb ich an
ein maere als ich beste kan,
in gotes namen ich ez hebe
und wünsche des, daz er iu gebe
gegen mir so zühterichen muot,
daz ez iuch alle dunke guot.
so wirt min arbeit nicht verlorn,
ich hab daz liegen dran versworn.

Sprecherin: Karoline Jäckh
Text: Ulrich von Liechtenstein: Frauendienst, ed. Spechtler 1987, Str. 1-9,4.