Deutsches Seminar

Rudolf von Ems: Weltchronik

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[Habe encheine vromde gote.
mache decheine bilde,
dem zam odir wilde]
(f. 87r) gelich gestalt si und getan.
du solt ze Gotte han
für mich: din rehter Got ih bin,
der in das dritte geslehte hin
und in das vierde richet gar
die misse tat súndiger schar,
dú mit ir sunden hazet mich.
in tusint geslehte lone och ich
den guotlichen mit erbermkeit,
die mir irbermede sint bereit
und minis gebotis waltint,
so das si das behalttint
und nit uz minem gebotte gant,
mich ze einem rehten Gotte hant.

Huote dich an der geschiht
dastu dinis Gotis namen iht
nemest uppecliche in dinen munt
mit uppecheit dekeine stunt,
also daz du swerest da bi
das valschlich oder uppig si:
wan der ist Gotte unschuldig nit
der mit sinis Gotis namen giht
decheiner valscher uppecheit
und swert dechein valschen eit.

Gedenche och das du heilig
behaltist und ummeilig
mit virre dinen samestag,
wan Got ruowe drinne pflag,
do er mit gotlicher craft
himel, erde, mer und alle gescaft
in sechs tagen werden hiez
unde sih an im ze ruowe liez:
suz solt oh du mit ruowen sin
dez tags und ruowe dien werchen din,

und habe das fúr ein werndes reht:
din sun, din thohter und din kneht,
din dirnne, din vihe mit ruowe si
und allis das wone bi.

Erre vatter und die muoter din:
da von solt du langlibe sin
und wirt uf erde dir gegebin
deste langer werdes lebin.

Slach nieman: huote das din hant
iht werde manslehtig irchant
und nieman tot vondir geleit.

Habe enkeine unchúscheit
mit wiben, wan ze rether ê
habe eine und decheine me.

Huote dich wol allú mal
von schedelicher diop stal
und das du ieman sine habe
nemest rouplichen abe.

Sih das du lúge gar verdagest
und valsch urchunde sagest
uf den nah wenden nehsten din.
sih das du der habe sin
iht wider sinem willen gerst,
ob du in schaden dran gewerst.

Muote sines wibes niht.
swez man in gewaltig siht,
guot, habe, vihe, dirne, kneth,
dar zuo er habe eigen reht,
dez sol dih nit also gezemen
das du im iht welles nemen
wider sinem willen gar.'
Nu hatin da vil die schar
vernomen wol dú zehen gebot,
dú si da lerte Got.

Sprecherin: Sibylle Hallik
Text: Rudolf von Ems, Weltchronik, ed. Ehrismann 1915, V. 11646-11713.