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Bereits seit dem 19. Jh. sind aus dem tschechischen Ort Vedrovice, etwa 40 km südlich von Brno, archäologische Funde gemacht worden. Dabei wurden das Gräberfeld in der Flur „Široka u lesa“ und die dazugehörige Siedlung, sowie ein weiteres (kleineres) Gräberfeld entdeckt.

Das Gräberfeld in der Flur „Široka u lesa“ stellt mit seinen 97 Gräbern, der guten Erhaltung und zahlreichen Funden eine gute Möglichkeit dar, um sich ein Bild über die Bestattungssitten der Jungsteinzeit in Mähren zu machen. Über die Grabbeigaben, vor allem die Keramik, lassen sich die Gräber an den Anfang der Jungsteinzeit, in die Linearbandkeramik (LBK) datieren. Es wurde also zu einer Zeit angelegt und genutzt, als die LBK in Mitteleuropa ein weitgehend homogenes Kulturphänomen war. Dementsprechend treten die typischen Merkmale von Gräberfeldern der LBK auch in Vedrovice auf.

Typisch sind dabei die Orientierung (Kopf im Südosten), der Totengestus (gehockte Haltung mit angezogenen Knien, auf der linken Körperseite liegend) und die Altersverteilung (mehr Frauen als Männer: 39% weiblich, 26% männlich, Rest unbestimmt).

Auffallend ist jedoch die Dominanz des männlichen Geschlechts (obwohl wesentlich mehr weibliche Bestattungen vorhanden sind), welche sich durch reich ausgestattete Gräber und allgemein ein höheres Fundaufkommen in Gräbern mit männlichen Individuen fassen lässt.

Untersucht man das Gräberfeld auf räumliche Muster, so kann erkannt werden, dass zu Beginn der Belegung des Gräberfeldes v.a. der südlich gelegene Hauptteil des Gräberfeldes mit reich ausgestatteten (v.a. Keramik und Steinwerkzeuge) und männlichen Gräbern belegt wurde.

In der letzten Phase (IIa) der Belegungsdauer wurde dann in die Randbereiche des Hauptteiles ausgewichen. Während der gesamten Belegungsdauer gibt es Gräber im peripheren Bereich des Gräberfeldes. Hier könnte es sich evtl. um gesellschaftlich anders gestellte Personen handeln. Eine horizontale zeitliche und teils auch soziale Gliederung des Gräberfeldes ist in Ansätzen also erkennbar.

Das Projekt wurde umgesetzt von David Kirschenheuter im Rahmen des Kurses "Webbasierte Präsentation räumlicher Daten in den Geisteswissenschaften" im Sommersemester 2016 (Lehrende: Dr. Dieta-Frauke Svoboda und Dr. Michael Derntl)

Literatur: V. Podborský (Hrsg.), Dvě pohřebiště neolitického lidu s lineární keramikou ve Vedrovicích na Moravě (Brno 2002)

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