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24.05.2018

Blutplättchen im Visier

Universität Tübingen an neuem Sonderforschungsbereich zu Thrombozyten beteiligt

Entstehende Thrombozyten (weiße Pfeile) werden von ihren Vorläuferzellen (Megakaryozyten) abgeschnürt. Die Zytoskelettbestandteile Tubulin (grün), Aktin (rot) sowie der Zellkern (blau) sind eingefärbt. Bild: Rudolf-Virchow-Zentrum der Universität Würzburg

Würzburger und Tübinger Forscher starten im Juli einen neuen Sonderforschungsbereich mit der Fördersumme von fast 14 Millionen Euro. Ziel ist es, die komplexen und unzureichend verstandenen Funktionen von Blutplättchen, den sogenannten Thrombozyten, zu entschlüsseln. Die Wissenschaftler hoffen auf neue Erkenntnisse, die eine bessere Behandlung von Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall, akutes Lungenversagen und Krebs ermöglichen.


„Thrombozyten leisten sehr viel mehr, als Blutungen zu stillen und Herzinfarkte auszulösen“, erläutert Professor Bernhard Nieswandt, Direktor des Instituts für Experimentelle Biomedizin, getragen vom Uniklinikum Würzburg (UKW) und dem Rudolf-Virchow-Zentrum für Experimentelle Biomedizin der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU). „Jüngere Studien gaben uns den Hinweis, dass es sehr komplexe Zusammenhänge gibt zwischen diesen kleinsten Zellen des Blutes und diversen entzündlichen Prozessen, zellulären Abwehrmechanismen, der angeborenen Immunität, der Aufrechterhaltung von Gefäß- und Organfunktionen sowie der Entstehung von Tumoren.“ Ein detaillierteres Wissen über die zugrundeliegenden molekularen Mechanismen ist laut Nieswandt die zentrale Voraussetzung für ein besseres Verständnis von Krankheiten wie Schlaganfall und akutem Lungenversagen.


Diese herausragende Bedeutung der Thrombozyten-Forschung bestätigte auch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG): Sie bewilligte kürzlich den Sonderforschungsbereich Transregio (SFB/TR 240) „Thrombozyten – molekulare, zelluläre und systemische Funktionen unter physiologischen und pathologischen Bedingungen“. Der mit 13,7 Millionen Euro ausgestattete SFB TR 240 hat eine Laufzeit von zunächst vier Jahren und beginnt zum 1. Juli 2018.


Bei der Antragstellung war das Würzburger Institut für Experimentelle Biomedizin federführend. Mitantragsteller war der Direktor der Medizinischen Klinik III (Kardiologie) der Universität Tübingen, Professor Meinrad Gawaz. Beide Einrichtungen haben langjährige Forschungsprogramme zu Thrombozyten.

Grundlagenforschung nahe an der klinischen Umsetzung

„Gerade der sehr ausgeprägte translationale Charakter, der Grundlagenforscher mit Klinikern zusammenbringt, ist eine besondere Stärke unseres Verbundes“, unterstreicht Nieswandt und präzisiert: „Wir gehen davon aus, dass unser neu gewonnenes Grundlagenwissen schnell zu gänzlich neuartigen Behandlungskonzepten für eine ganze Reihe von Erkrankungen führen kann, die bisher nicht in Zusammenhang mit Thrombozyten gesehen wurden.“


Am neuen Sonderforschungsbereich sind auch Wissenschaftler der Universitätsmedizin Greifswald und des Leibniz-Instituts für Analytische Wissenschaften (ISAS) in Dortmund beteiligt. Der interdisziplinäre Forschungsverbund vereint Molekulargenetik, in-vivo-Krankheitsmodelle, hochauflösende Mikroskopie, in-vivo-Bildgebungsverfahren, Systembiologie, translationale Ansätze und klinische Forschungsergebnisse.

Wissenschaftlicher Hintergrund

Jeden Tag entstehen im Knochenmark eines gesunden Menschen etwa 100 Milliarden Thrombozyten aus riesigen Vorläuferzellen und zirkulieren dann für etwa zehn Tage im Blutstrom. Ihre am besten beschriebene Funktion besteht darin, die Gefäßwand auf Verletzungen hin zu kontrollieren, diese bei Bedarf zu verschließen und so unkontrollierten Blutverlust zu verhindern. Wenn diese Prozesse unkontrolliert ablaufen, können Thrombozyten so große Zusammenlagerungen bilden, dass dies zu lebensbedrohlichen Gefäßverschlüssen wie im Falle eines Herzinfarktes oder Schlaganfalls führt.


Pressemitteilung der Universität Würzburg

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