Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 1/2012: Neu erschienen

„Börsen, Banken, Spekulanten. Spiegelungen in der Literatur“ – eine Rezension

Karl-Josef Kuschel und Heinz-Dieter Assmann erklären die „Welt der Banken und Börsen“ anhand literarischer Texte

Die europäische Wirtschaftskrise ist derzeit das beherrschende Thema. Dass „Geld, Finanzen und Wirtschaft“ aber schon immer von großer Bedeutung waren, zeigen die Professoren Karl-Josef Kuschel und Heinz-Dieter Assmann von der Universität Tübingen in ihrem neu erschienenen Buch „Börsen, Banken, Spekulanten – Konsequenzen für Ethos, Wirtschaft und Recht“ anhand literarischer Werke wie dem großen Börsenroman „Das Geld“ (Emile Zola, 1891), den „Buddenbrooks“ (Thomas Mann, 1901), „Das kalte Herz“ (Wilhelm Hauff, 1827) oder „Peter Schlemihls wundersame Geschichte“ (Adelbert von Chamisso, 1814). Sie seien „Seismographen ihrer jeweiligen Zeit […] und liefern hohe Anschaulichkeit und Fasslichkeit bei oft hoch abstrakten Vorgängen in der Welt der Banken und Börsen“, so die Autoren im Vorwort. „Die Literatur spiegelt vor allem die Wirkungen katastrophaler Zusammenbrüche in den von den Krisen betroffenen Menschen.“ Dabei gehen Kuschel und Assmann nicht nur der Frage nach, was die Menschen aus Geld machen, sondern auch, was es aus ihnen macht. In Hauffs „Kaltem Herz“ etwa ist großer Geldgewinn beinahe gleichbedeutend mit Charakterverlust. „Der fehlerhafte Umgang mit Geld vermag epochale Erschütterungen auszulösen und Abgründe zu öffnen“, stellen die Autoren klar und beweisen diese These anhand der Spiegelungen in den Dokumenten der Literatur.


Informationen und Hintergrundanalysen, etwa zur Kulturgeschichte des Geldes und der Börsen oder zum rechtlichen Schutz des Geld- und Kapitalanlegers und seinen Grenzen, runden den Band ab. Abschließend werfen die Autoren einen Blick „auf die gegenwärtigen Auseinandersetzungen um ethische Standards globalen wirtschaftlichen Handelns sowie auf die Ansätze einer neuen Architektur der Finanzmärkte“. Dabei greifen sie zentrale Themen wie die „Aufsicht über Ratingagenturen“, die „Verbriefung von Kreditformen“ und „Die Zukunft des Weltwährungssystems“ auf.


Die Autoren wollen mit ihrem Buch Grundlagenbesinnung ermöglichen. Mit ihrer Herangehensweise gelingt es ihnen darüber hinaus, das aktuelle Thema „Wirtschaft“ unterhaltsam und auf verständliche Weise näher zu bringen – und das nicht nur für Literaturfreunde.

Simona Steeger-Przytulla

 

Professor Dr. Karl-Josef Kuschel lehrt Theologie der Kultur und des interreligiösen Dialogs an der Katholisch-Theologischen Fakultät. Zudem ist er stellvertretender Direktor des Instituts für ökumenische und interreligiöse Forschung der Universität Tübingen.


Professor Dr. Heinz-Dieter Assmann lehrt Bürgerliches Recht, Handels- und Wirtschaftsrecht, Rechtsvergleichung und Rechtstheorie an der Juristischen Fakultät der Universität Tübingen und ist Prorektor für Struktur und Internationales.