Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 3/2016: Alumni Tübingen

Wissen, wie die Wirtschaft tickt

Interview mit Alumna Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, baden-württembergische Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau

Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut wurde 1972 in Balingen geboren. Sie studierte an der Universität Tübingen BWL und schloss als Diplom-Kauffrau ab. Im Anschluss promovierte sie in Würzburg. Seit 1998 ist sie Gesellschafterin der Bizerba SE & Co. KG, deren Eigentümerin ihre Familie ist. Von 2014 bis zu ihrem Amtsantritt als Ministerin im Mai 2016 war sie zudem Mitglied des Aufsichtsrates. Nach einem Internship bei Morgan Stanley in London arbeitete sie ab 2005 als Analystin bei Ernst & Young in London und Frankfurt. Seit März 2016 ist Nicole Hoffmeister-Kraut Mitglied des Landtages Baden-Württemberg und seit Mai 2016 Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau.
Das Interview führte Simona Steeger.

Welche Erinnerungen verbinden Sie mit Ihrem Studium in Tübingen?

Ich habe mich in Tübingen sehr wohl gefühlt. Das war wirklich eine tolle Zeit, in der ich viele interessante Menschen kennen gelernt habe. Ich erinnere mich noch gerne an die vielen Abende in der Lustnauer Mühle, in der ich mit Kommilitonen Pizza essen war. Wir waren eine richtige Community. Und klar, auch die Studentenpartys gehörten dazu.

Sie sind Unternehmerin und Wirtschaftsfachfrau, inwieweit können Sie Ihre bisherige Erfahrung in Ihre jetzige Position einbringen?

Es kann nicht schaden, dass die Wirtschaftsministerin weiß, wie die Wirtschaft tickt, wie die Realität in den Unternehmen aussieht, wo die Probleme liegen. Ich bekomme viel positives Feedback auf meine Ernennung. Natürlich haben Politik und Wirtschaft auch unterschiedliche Spielregeln. Daran musste ich mich als Quereinsteigerin gewöhnen. Aber beide eint, Ziele zu definieren und diese zu erreichen.

Was ist Ihnen als Wirtschaftsministerin ein besonderes Anliegen?

Wir sind erstmals für Wirtschaft und Arbeit zuständig. Zwei Bereiche, auf denen unser Wohlstand beruht: starke Unternehmen und engagierte Arbeitnehmer. Unser Ziel ist, Innovationsregion Nr. 1 in Europa zu bleiben. Ohne Ideologie, pragmatisch und an konkreten Herausforderungen - vor allem des Mittelstands - orientiert. Mit einem klaren Konzept für eine Wirtschaftspolitik, die Zukunftsthemen umfasst: Wirtschaft 4.0, Fachkräftesicherung, Innovationen, Start-up-Kultur und Wohnungsbau.

Wie hat Ihre Tübinger Studienzeit Sie auf das Berufsleben vorbereitet?

Mich hat das Studium nicht nur Disziplin und strukturiertes Arbeiten gelehrt. Nirgendwo sonst bieten sich so viele Möglichkeiten und Freiräume, über den Tellerrand zu schauen, einen ganzheitlichen Blick auf die Dinge zu bekommen und über Grundsätzliches nachzudenken. Diese Erfahrungen möchte ich nicht missen. Sie haben mir auf meinem Berufsweg ungemein geholfen.

Was raten Sie den heutigen Studierenden im Hinblick auf Studium und Berufswahl?

Allen Studierenden kann ich nur empfehlen, Auslandserfahrung zu sammeln. Fremdsprachenkenntnisse und das Verständnis für andere Kulturkreise und Gepflogenheiten sind in Zeiten der Globalisierung meines Erachtens unabdingbar.

Bei der Berufswahl ist meine Erfahrung: Wenn jemand etwas gern macht, macht er es auch gut. Ich kann deshalb nur jedem ans Herz legen, nach den eigenen Interessen und Talenten zu gehen. Wer für seinen Job brennt und Leidenschaft mitbringt, der wird es nicht nur zu was bringen, sondern am Ende des Tages auch zufriedener und glücklicher mit seinem Leben sein.