Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 1/2017: Uni intern

Auch Schreibtischarbeit gehört dazu

Ausbildungsberuf Tierpflegerin in Forschung und Klinik

Bianca Krauß, Tierpflegerin mit Schwerpunkt Forschung und Klinik in den Tierhaltungen der Universität Tübingen, sitzt an ihrem Schreibtisch. Auf dem Desktop-Hintergrund blickt ihr ein schwarzer Labrador entgegen. Tiere – das ist für sie gleichzeitig Beruf und Passion. „Meine Mutter behauptet, ich sei eine 24-Stunden-Tierpflegerin“, erzählt die junge Frau lachend. Privat hat sie ein Pferd und zwei Hunde, in der Zentralisierten Tierpflege kümmert sie sich zusammen mit zwei Kollegen um 1600 Mäuse, 350 Ratten und wenige Küken, die in der Forschung zum Einsatz kommen.

Der Berufsalltag der 22-Jährigen dreht sich um die Grundbedürfnisse ihrer Schützlinge: Füttern, Wasser geben, Käfige reinigen, den Gesundheitszustand der Tiere überwachen. Den richtigen Umgang mit ihnen hat sie in der Ausbildung gelernt. Aber auch eine artgerechte Haltung – zum Beispiel bekommen Nager Material zum Nestbau – und die richtigen Raumverhältnisse hat Krauß im Blick. Das Wohl der Tiere und eine artgerechte und stressfreie Unterbringung sind der Dreh- und Angelpunkt ihrer Tätigkeit. Zudem unterstützt die Tübingerin Forscher, indem sie Tiere für den Transport und Versuche vorbereitet. Zu ihren Aufgaben gehört aber auch Schreibtischarbeit, zum Beispiel hält sie die Stammbäume der Tiere fest, um die Zucht steuern zu können.

Über den privaten Hundesport ist Krauß in die Tierpflege gekommen. Ihre Hundetrainerin, die selbst Tierpflegerin ist, hat ihr empfohlen, den Beruf mit einem zweiwöchigen Praktikum auszuprobieren. Krauß gefiel die Tätigkeit und sie blieb – zunächst als Aushilfe für drei Monate und dann ab September 2013 als Auszubildende an der Universität Tübingen. Weil sie Abitur hat, konnte sie die Ausbildungsdauer von drei auf zweieinhalb Jahre verkürzen. Die allgemeine Hochschulreife ist jedoch keine Voraussetzung: „Bewerben können sich auch Interessenten mit einem guten Hauptschul- oder einem Realschulabschluss“, sagt Cemal Yilmaz, ihr Ausbilder.

„Die Tiere geben einem etwas zurück“, erzählt die Tübingerin. Besonders die Ratten haben es ihr angetan. Wenn Krauß die Tierhaltungsräume morgens betritt und ihnen einen guten Morgen wünscht, erkennen sie ihre Stimme und kommen näher. Die Tierpflegerin sagt aber auch, dass sie keine bestimmten Lieblinge hat – dafür seien es einfach zu viele Ratten.

In der Ausbildung lernen Tierpfleger die gesamten theoretischen Hintergründe, die sie für ihre Arbeit benötigen, zum Beispiel Vererbungslehre, Tierphysiologie, Krankheiten, Sicherheitsbestimmungen, Hygieneregeln und gesetzliche Richtlinien. „Bei den biologischen Grundlagen hat es mir schon geholfen, dass ich Biologie als Leistungskurs hatte“, glaubt Krauß. Ein Teil des Theorieunterrichts erfolgt für alle Auszubildenden aus Baden-Württemberg in der Berufsschule in Ettlingen bei Karlsruhe. Während des Blockunterrichts – rund zwölf Wochen im Jahr – sind die angehenden Tierpfleger in einem Wohnheim mit Verpflegung untergebracht. Die Universität übernimmt die Kosten. Ergänzt wird der Berufsschulunterricht durch innerbetrieblichen theoretischen Unterricht und Praktika in anderen Tierhaltungen. Hier werden die spezifischen Kenntnisse einer Tierpflegerin für Forschung und Klinik vermittelt.

Im Februar 2016 schloss Krauß ihre Ausbildung erfolgreich ab – mit 94 von hundert Punkten. Das entspricht der Note 1,0. Mit diesem Ergebnis konnte sie sich den Titel der besten Auszubildenden Deutschlands im Bereich Tierpflege der IHK sichern. Damit übertraf sie alle Erwartungen: „Ich habe schon geglaubt, dass sie unter den Besten des Landes sein könnte, diese Auszeichnung ging schon mehrmals nach Tübingen. Aber der Sieg auf Bundesebene ist uns zum ersten Mal geglückt“, so Yilmaz.

Nach ihrem gelungenen Abschluss will Krauß nun selbst bald ausbilden. Sie plant, sich dafür fortbilden zu lassen. Bedarf gibt es genug, denn die Zentralisierte Tierpflege nimmt pro Jahr zwei Auszubildende auf, hat also insgesamt immer sechs Azubis gleichzeitig. Die Chancen für eine Übernahme stehen gut, wenn eine Stelle frei wird. „Gute Tierpfleger in der Forschung sind gefragt“, betont Yilmaz. Neben Forschungseinrichtungen kommen sie auch in Tierkliniken und -praxen zum Einsatz.

Mareike Manzke

Mehr Infos über den Beruf Tierpfleger/in in Forschung und Klinik: https://berufenet.arbeitsagentur.de/berufenet/faces/index?path=null/kurzbeschreibung&dkz=531