Uni-Tübingen

Einsatz von Tierversuchen und Tierpräparaten in der Lehre

Die Lebenswissenschaften spielen an der Universität Tübingen eine herausragende Rolle. Von den molekularen Grundlagen des Lebens bis hin zu hochkomplexen medizinischen Therapien gehen Forscherinnen und Forscher zahlreichen Fragen nach. Dabei schöpfen sie die gesamte Bandbreite wissenschaftlicher Methoden aus, um zu präzisen Antworten zu kommen.

Forschendes Lernen ist das Wesen eines Studiums an einer internationalen Forschungsuniversität. Daher sehen wir es als unsere Verpflichtung an, die Studierenden mit allen Methoden vertraut zu machen, die für ihr Fach zum wissenschaftlichen Standard gehören. Dazu gehören in den Lebenswissenschaften Experimente an Zellkulturen genauso wie Computersimulationen oder eben auch der Umgang mit Tierpräparaten. Tierversuche an Wirbeltieren finden im Studium nur sehr eingeschränkt statt. Für Lehrveranstaltungen in den ersten beiden Studienjahren werden keine Tierversuche durchgeführt. 

Die Universität ist offen für Vorschläge der Studierenden, die zu einem reduzierten Einsatz von Versuchstieren führen können. Anlaufstelle dafür sind die Tierschutzbeauftragten sowie der Tierschutzausschuss der Universität.

Medizinische Fakultät

In den Studiengängen Human- und Zahnmedizin sowie in den Bachelorstudiengängen Molekulare Medizin, Medizintechnik, Pflege und Hebammenwissenschaft sowie in den Masterstudiengängen Molekulare Medizin, Biomedical Technologies und Medizinische Strahlenwissenschaften werden in der überwiegenden Mehrzahl der Lehrveranstaltungen weder Tierversuche durchgeführt noch werden Tiere getötet. 

Auch ist es der Medizinischen Fakultät ein Anliegen, weitere Möglichkeiten zur Reduktion von tierischen Präparaten in der Lehre zu nutzen. Im Studiengang der Humanmedizin werden beispielsweise in der Vorklinik computersimulierte Versuche zu Nerven und Muskeln eingesetzt. 

In einigen Fächern der Humanmedizin werden für die Lehre fixierte Tierpräparate für den dauerhaften Gebrauch eingesetzt, z.B. bei der mikroskopischen Betrachtung und Beurteilung von Geweben. In einzelnen chirurgischen Fächern im Studiengang Humanmedizin wird ungenutztes Material von Schlachttieren erworben und zu Nahtübungszwecken verwendet. 

Mit Tierversuchen in Berührung kommen können Studierende in höheren Semestern der Humanmedizin in stark forschungsorientierten Wahlpflichtfächern oder im Rahmen ihrer Promotion, wenn sie diese in diesen speziellen Bereichen wählen. 

Im Bachelorstudiengang der Molekularen Medizin finden keine Tierversuche an Wirbeltieren statt. Im Masterstudium der Molekularen Medizin sind Tierversuche ebenfalls kein Bestandteil des Curriculums. Sie sind aber in Ausnahmefällen möglich und für die Studierenden in jedem Fall freiwillig. 

Wann immer möglich, werden in den Studiengängen der Medizintechnik alternative, tierversuchsfreie Methoden zu Lehrzwecken verwendet. Im Bachelorstudiengang der Medizintechnik werden keine lebenden Tiere zu Versuchszwecken eingesetzt. Stattdessen arbeiten Lehrende und Studierende mit Videoaufzeichnungen aus laufenden Forschungsvorhaben. Dabei werden u.a. für chirurgische Praktika, Organe oder konservierte Organteile von Schlachttieren bzw. Gewebe von zu Forschungszwecken getöteten Tieren eingesetzt.

Im Masterstudiengang Biomedical Technologies werden für die Lehre vereinzelt Labortiere zu Demonstrationszwecken wissenschaftlicher Versuche eingesetzt. Die Aneignung  dieser Methoden, die durch Simulationen nur schwer vermittelt werden können,  stellen ein wichtigen Baustein in der wissenschaftlichen Ausbildung dar. Überwiegend  wird hier jedoch auch auf bereits vorhandene Daten, Videoaufzeichnungen oder fixierte Tierpräparate für den dauerhaften Gebrauch zurückgegriffen. Im Masterstudiengang Strahlenwissenschaften werden eigens für die Lehre keine Tierversuche durchgeführt. Die Studierenden haben die Möglichkeit zu Lehrzwecken die Durchführung anstehender bereits genehmigter Versuche zu beobachten.

Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät

In den ersten beiden Studienjahren des Bachelor-Studiengangs Biologie werden keine Tierversuche an Wirbeltieren durchgeführt. Allerdings werden sowohl Wirbellose als auch Präparate getöteter Wirbeltiere eingesetzt, um die anatomischen und physiologischen Eigenschaften tierischer Organismen verständlich zu machen. Der direkte manuelle Umgang mit tierischem Material ist nach unserer Auffassung in der Ausbildung im experimentellen biologischen Studium unersetzbar. Nur so lässt sich ein wirklichkeitsnaher Eindruck von den tatsächlichen anatomischen Zusammenhängen und den Eigenschaften dieser Strukturen erzeugen und damit ein solides Gesamtverständnis tierischer Baupläne vermitteln. Selbstverständlich wird dieser direkte Eindruck durch den Einsatz von anderem „alternativen“ Material wie Schemazeichnungen, Dauerpräparaten, Modellen, Computersimulationen und Filmmaterial vorbereitet und ergänzt. Diese Methoden können den direkten Umgang mit echten Tieren allerdings nicht ersetzen. Um die Verwendung von Tieren in der Lehre insgesamt zu reduzieren, setzen wir Kleingruppenarbeit ein. Wir sind intensiv bemüht, soweit möglich, bereits tote Tiere zu verwenden, die in Einrichtungen der Universität entsprechend den Bestimmungen des Tierschutzgesetzes eingeschläfert wurden.

In zoologischen Kursen werden tierische Präparate eingesetzt, um den Bau der verschiedenen Tiergruppen zu veranschaulichen. Hierfür werden ausgewählte Vertreter sechs wirbelloser Tiergruppen sowie drei Wirbeltierarten verwendet. In den tierphysiologischen Kursen werden Experimente an Organen von bereits getöteten Wirbeltieren durchgeführt. Diese Veranstaltungen müssen von allen Studierenden dieses Studienganges erfolgreich absolviert werden. Für diese Kurse gibt es keine tierfreien Alternativveranstaltungen, Soweit möglich, werden ethische Bedenken einzelner Studierender gegenüber der Nutzung von Tieren im Studium bei der konkreten Versuchsgestaltung berücksichtigt. In den Wahlpflichtveranstaltungen des dritten Studienjahres können Tierversuche stattfinden. Studierende haben aber die Möglichkeit, Veranstaltungen ohne Tierversuche zu wählen.

Die Master-Studiengänge der Biologie bereiten die Studierenden auf eine wissenschaftliche Tätigkeit in diesen Forschungsbereichen vor. Je nach fachlicher Ausrichtung ist bei einigen Schwerpunktrichtungen der Umgang mit tierischem Material obligatorisch, bei einigen nicht. Tierversuche werden hier in der Weise eingesetzt, wie sie auch im wissenschaftlichen Forschungsalltag Verwendung finden. Die Studierenden lernen hier den korrekten und verantwortlichen Umgang mit Versuchstieren sowie die entsprechenden rechtlichen und ethischen Voraussetzungen. 

Ähnliches gilt im Fachbereich Pharmazie und Biochemie für den Staatsexamensstudiengang Pharmazie und für den Masterstudiengang Pharmaceutical Sciences and Technologies sowie für den Studiengang Biochemie. In den anderen Fachbereichen der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät werden keine Tierversuche durchgeführt.