Center for Islamic Theology

Studienreise nach Andalusien

Von Melek Gültekin

Unter dem Titel „Al-Ándalus - Wurzeln einer muslimischen und europäischen Kultur“ begab sich eine Gruppe von Studierenden des Zentrums für Islamische Theologie (ZITh) zusammen mit Patrick Brooks auf die Spuren jüdischer, christlicher und muslimischer Geschichte in Andalusien. Die achttägige Studienfahrt (28.02. - 07.03.17) umfasste neben dem Besuch historischer und bedeutender Orte auch den Austausch mit Wissenschaftlern vor Ort. Die in einem solchen Rahmen zum ersten Mal organisierte Studienfahrt wurde von PROMOS/DAAD gefördert.

Die Studierenden nahmen an der Universität Granada an einen Vortrag von Dr. Antonio Miguel Peláez Rovira, der an der Abteilung für Semitische Studien forscht und lehrt, teil und erhielten einen Einblick in die derzeitigen Forschungsschwerpunkte spanischer HistorikerInnen und IslamwissenschaftlerInnen und den wissenschaftlichen Diskurs bezüglich al-Ándalus und der Convivencia. Neben der Universität besuchten die Studierenden auch das Albaicín, das älteste Stadtviertel in Granada, und das Kloster Abadía del Sacromonte. Bei der Führung im Kloster, das heute noch eine bedeutende Pilgerstätte ist, erhielten die Studierenden einen historischen Umriss über die Christianisierung Granadas und durften jahrhundertealte Schriften aus der Bibliothek des Klosters, die teilweise in arabischer Sprache bzw. Schrift verfasst waren (z.B. Werke von Ibn Rushd), besichtigen.

In Granada besuchten die Studierenden außerdem auch die Kathedrale (Santa María de la Encarnación de Granada), die Königskapelle (Capilla Real) und die Madraza, die jeweils in Form von Referaten von den Studierenden vor Ort vorgestellt wurden. In der Mezquita Mayor de Granada erhielt die Tübinger Gruppe zudem eine Führung und einen Vortrag von einem aus Deutschland stammenden Gemeindemitglied. Dieser hielt einen Kurzvortrag über das muslimische Leben in Spanien und zog dabei einen Vergleich zu Deutschland. Beim gemeinsamen Mittagessen erhielten die Studierenden auch die Möglichkeit sich mit Gemeindemitgliedern auszutauschen. Im Anschluss wurde schließlich die Stadtburg Alhambra mit ihren vielen Beispielen islamischer Kunst im maurischen Stil, besichtigt. Zwei Studierende führten die Gruppe durch den Gebäudekomplex und stellten die wichtigsten historischen Informationen vor. Daneben gab es auch einen Vortrag explizit zur Kunst und Kalligrafie in der Alhambra.

Die Tübinger Studierenden besuchten in Granada außerdem auch das bedeutende Forschungsinstitut Escuela de Estudios Árabes (School of Arabic Studies), welches in einem historischen maurischen Haus (La Casa del Chapiz) untergebracht ist. Hier hielt Dr. Juan Castilla einen Vortrag zum Thema „Das Zusammenleben von Juden Christen und Muslimen in al-Ándalus“, in welchem er aus historischer Perspektive unterschiedliche Phasen des Zusammenlebens darstellte.

Abschließend besuchte die Tübinger Gruppe das Museum Palacio de los Olvidados, um sich einen Einblick in die jüdische Kultur und die Zeit zwischen der Einwanderung und der Vertreibung der Juden aus Andalusien zu verschaffen. Hier wurden v.a. historische Zeugnisse wie Alltagsgegenstände, Münzen, Schriftstücke u.Ä. ausgestellt.

Im zweiten Teil der Studienfahrt, in Córdoba, besuchten die Studierenden die Moschee-Kathedrale (Mezquita de Cordoba/de los Andaluces) und erhielten hier die Möglichkeit, Zeugnisse sowohl der islamischen als auch der christlichen Herrschaft in einem einzigen Gebäudekomplex zu erkennen. Auch der maurische Brückenturm Torre da la Calahorra, das ein Museum über die Geschichte und das Leben zur Zeit der Mauren beinhaltet, war Teil der Studienfahrt. Das visuell sehr ansprechend gestaltete Museum mit seinen vielen verschiedenen Räumen, den Lichtspielen und den Informationen, die über Headsets angehört werden konnten, war ein sehr lohnenswerter Besuch. In einem weiteren kleinen Privatmuseum, der La Casa Andalusi, konnten die Studierenden Objekte und Gegenstände aus der muslimischen Herrschaftszeit betrachten.

Die Ruinen der ehemaligen Palaststadt Medinat az-Zahra, welche von Abd ar-Rahman III. im Jahre 936 in Auftrag gegeben wurde, war ebenfalls ein Besichtigungsort der Gruppe. Auch wenn nicht mehr sehr viel von der ehemaligen Palaststadt erhalten geblieben ist, so konnte das angrenzende Museum viele Informationen zur Kultur und der Lebensweise der Stadt geben.

In Córdoba besuchten die Studierenden außerdem auch das jüdische Viertel. Eine Studentin hielt in diesem Viertel an der Statue des jüdischen Gelehrten Maimonides einem Vortrag zur jüdischen Gelehrsamkeit in al-Ándalus und zum Austausch und Wissenstransfer zwischen jüdischen und muslimischen Gelehrten. Zum jüdischen Leben im mittelalterlichen Córdoba wurde ebenfalls referiert.

Am letzten Tag der Reise besuchte die Tübinger Gruppe das Museum Casa de Sefarad, welches sich die Pflege des jüdischen Erbes in Córdoba zur Aufgabe gemacht hat. Hier konnten sich die Studierenden anhand von Schriftstücken, Bildern und weiteren Gegenständen über jüdische Frauen, die Kultur und Geschichte der Juden in al-Ándalus informieren.

Insgesamt war die Studienreise ein voller Erfolg. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten viel über die jüdische, christliche und muslimische Geschichte Andalusiens lernen und auch den wissenschaftlichen Diskurs in Spanien über dieses Themengebiet kennenlernen.

Die Organisation der nächsten Studienreise nach Andalusien ist im vollen Gange und wird im März 2018 stattfinden.