Kath. Institut für berufsorientierte Religionspädagogik

Glaubenskommunikation – Eine theoretisch-empirische Konturierung angesichts der Lebens- und Glaubenswelt junger Erwachsener in dualer Ausbildung

Das Projekt Glaubenskommunikation, das im Herbst 2020 am Katholischen Institut für berufsorientierte Religionspädagogik (KIBOR) gestartet ist, erforscht in einem theoretisch-empirische Zugang den Begriff der Glaubenskommunikation.
Gegenwärtig scheint der Begriff Glaubenskommunikation in aller Mund zu sein. Diözesen besitzen ein Referat „Glaubenskommunikation“, Projekte aus dem digitalen Raum, Angebote für Glaubenskurse oder auch Masterstudiengänge beanspruchen für sich diesen Titel. Deutlich wird dabei zweierlei: Erstens, dass Glaubenskommunikation ein Begriff ist, der in den verschiedensten religiös konnotierten Bereichen immer präsenter wird und zweitens, dass Glaubenskommunikation ein sehr offener Begriff ist, der sehr unterschiedlich verwendet wird: Als offene Sinnkommunikation, als Katechese, als Vermittlung von Glaubensinhalten, als Erzählungen persönlicher Glaubenserfahrungen oder auch als eine moderne Kommunikationstechnik für kirchliche Öffentlichkeitsarbeit. Und natürlich berührt der Begriff Glaubenskommunikation damit auch zentral den Bereich religiöser Bildung, insofern Glaube einen bedeutsamen Aspekt religiöser Identität darstellt. Auch im Kontext religiöser Bildung wird auf unterschiedliche Art und Weise im, über und durch den Glauben kommuniziert.

Was also ist Glaubenskommunikation überhaupt? Was ist Glaube? Wer definiert was Glaube ist? Was heißt Kommunikation? Wer kommuniziert hier mit wem? Warum kommunizieren wir über Glaube? Was brauchen Menschen, damit sie gut über und im Glauben kommunizieren können? Und wie kann Glaubenskommunikation religiöse Bildung sein?

Insofern das Projekt grundlegend subjektorientiert denkt und strukturiert ist, fokussiert es auf die Glaubens- und Lebenswelt junger Erwachsener in dualer Ausbildung. An beruflichen Schulen machen Auszubildende einen Großteil der Schüler:innen aus und bewegen sich hier im Kontext eines Berufsschulreligionsunterrichts im Raum institutionalisierter religiöser Bildung. Im Mittelpunkt der Forschung steht daher die Fragen, wie der Begriff Glaubenskommunikation angesichts der Lebenswelt von Auszubildenden als junge Erwachsene, deren Glauben und Kommunikation über diesen verstanden werden kann.
Das Forschungsprojekt nimmt bestehende Studien zur Glaubens- und Lebenswelt junger Erwachsener wahr, setzt sich theoretisch-theologischen mit dem Begriff des Glaubens (gerade angesichts einer sich transformierenden Glaubenslandschaft) und dem Begriff der Kommunikation auseinander und führt eine eigene qualitativ-explorative Interviewstudie mit Auszubildenden durch. Der qualitative Zugang ermöglicht es Tiefenbohrungen mit Blick auf das Leben und den Glauben einzelner Auszubildender vorzunehmen und so in diesem durchaus intimen Feld des persönlichen Lebens und Glaubens Daten zu erheben und zueinander in Beziehung zu setzen. Das Forschungsdesign der Interviewstudie orientiert sich an der Theorie des persönlichen Gesprächs (Langer) und des problemzentrierten Interviews (Witzel) und wertet die Interviews anschließend in einer induktiv-deduktiven Ausrichtung inhaltsanalytisch aus (Kuckartz/Rädiker). Das Sample besteht aus Auszubildenden, die am katholischen Religionsunterricht teilnehmen, noch keine Ausbildung abgeschlossen haben und enthält Interviews mit Schüler:innen aus allen vier großen Teilbereichen beruflicher Schulen in Baden-Württemberg. Im Zentrum dieser Interviewstudie steht das Leben und Glauben der Auszubildenden. Einerseits wird so die Lebenswelt insbesondere angesichts des Übergangs in den Beruf und der Thematik des Erwachsenwerdens bzw. Erwachsenseins entdeckt. Andererseits wird erhoben, woran Auszubildende glauben und wie sie im und über ihren Glauben kommunizieren. Des Weiteren wird die Wahrnehmung und das Erleben des Berufsschulreligionsunterrichts durch die Auszubildenden erhoben. Ein besonderer Fokus liegt hier auf der Frage, inwiefern im BRU ihr Leben und Glauben einen Platz hat, inwiefern im BRU über und im Glauben kommuniziert werden kann.
Die theoretischen und empirischen Zugänge zum Begriff Glaubenskommunikation werden anschließend miteinander in Beziehung gebracht, was es ermöglich, den Begriff Glaubenskommunikation theologisch verantwortet und angesichts der Glaubens- und Lebenswelt Auszubildender grundlegend zu konturieren. Daraus lassen sich grundlegende Koordinaten von Glaubenskommunikation bestimmen: Glaubenskommunikative Kerndimensionen und Haltungen werden herausgearbeitet, es zeigt sich, welche Sprache glaubenskommunikative Räume prägt und inwiefern persönliches Glauben und christliche Sinntradition darin zueinander in Beziehung stehen. Darauf aufbauend setzt sich das Projekt auch mit Chancen und Herausforderungen von Glaubenskommunikation im Bereich religiöser Bildung auseinander. So zeigt sich auch, wie Glaubenskommunikation im entwickelten Verständnis den Religionsunterricht an berufsbildenden Schulen bereichern kann.
Das Projekt findet in einer Kooperation mit der Bischof-Moser-Stiftung und der Diözese-Rottenburg-Stuttgart statt.

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