Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 3/2011: Termine und Veranstaltungen

8. Tübinger Mediendozentur: Die digitale Revolution und die Zukunft der Zeitung

Frank Schirrmacher hielt im Festsaal ein leidenschaftliches Plädoyer für die Qualitätszeitung

Auf Twitter gehen Nachrichten blitzschnell um die Welt, Online-Medien liefern Echtzeit-Berichterstattung, die Öffentlichkeit ist in den Zeiten des Web 2.0 für jedermann zugänglich. Welche Aufgabe hat in dieser Situation eines dramatischen Medienumbruchs die Zeitung? Welche Rolle kommt ihr zu, wenn doch die aktuellsten Nachrichten stets schon anderswo zu lesen waren? Welche Zukunft hat ein Medium, das manche bereits leichtfertig verloren geben und als „sinnlose, egoistische Obsession mit toten Bäumen“ (Zitat des Medieninvestors David Montgomery) verspotten?


Der Journalist Frank Schirrmacher, Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und wortmächtiger Deuter aktueller Debatten, sprach am 30. Juni 2011 im voll besetzten Festsaal der Universität Tübingen über alte und neue Aufgaben der Zeitung – und ging der Frage nach, wie die digitale Revolution den Qualitätsjournalismus verändert und den Wert geistiger Arbeit insgesamt transformiert. Er beschrieb die Zeitung als das Medium der unvermeidlichen Verzögerung und der programmierten Entschleunigung, die gerade in einer Phase des Schnell-Schnell-Journalismus ihre Bedeutung behalten werde, wenn auch womöglich eher als Instrument der Selbstverständigung von Eliten. Seine Kernthese: Die Idee der Qualitätszeitung hat, unabhängig vom Trägermedium, eine Zukunft, weil sie für Reflexionstiefe und nachhaltige Deutungen steht. Qualitätszeitungen sind notwendig, weil sie Orientierung liefern, Wertedebatten initiieren – und dem geistigen Leben eines Landes eine Plattform der vitalen Auseinandersetzung geben, die es ohne sie nicht hat.

Der Vortrag Schirrmachers war der Höhepunkt der 8. Tübinger Mediendozentur, zu dem das Rektorat der Universität Tübingen, das SWR-Studio Tübingen und die Tübinger Medienwissenschaft eingeladen hatten. In Vorbereitung auf diesen Tag befassten sich Studierende der Medienwissenschaft mit der Veränderung des Journalismus und gestalteten Beiträge für eine Sondersendung des SWR, die unter dem Titel „Zukunft der Medien – Medien der Zukunft“ gesendet wurde. „Unser Ziel war es“, so Medienwissenschaftler Professor Bernhard Pörksen und Studioleiter Andreas Narr über das gemeinsame Projekt, „Theorie und Praxis zu verzahnen, so dass beide Seiten voneinander lernen und sich in der Reibung der verschiedenen Welten eine andere Qualität ergibt. Denn eines ist sicher: Die Mediengesellschaft braucht gerade heute gut ausgebildete Journalistinnen und Journalisten.

B.P.

CTV News präsentiert:

 

Beitrag (mit Interview) aus der Reihe CTV News über die Tübinger Mediendozentur mit Frank Schirrmacher