Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 4/2015: Schwerpunkt

Signalwege von Immunzellen

Dr. Stephan Hailfinger und seine Arbeitsgruppe forschen in Tübingen an der Schnittstelle von Zellbiologie, Krebsforschung, Immunologie

Dr. Stephan Hailfinger erforscht am Interfakultären Institut für Biochemie (IFIB) in der Abteilung für Molekulare Medizin mit seiner Arbeitsgruppe „Lymphocyte activation“, wie Immunzellen aktiviert werden und wie sie von außen beeinflusst werden können. Das genaue Verständnis dieser Prozesse könnte dazu führen, dass Ärzte beispielsweise Autoimmun- und Krebserkrankungen zukünftig effektiver bekämpfen können. Die Arbeitsgruppe wird im Rahmen des Zukunftskonzepts der Universität gefördert, seit 2015 ist eine DFG-Förderung im Rahmen des Emmy Noether-Programms hinzugekommen, die eine Verlängerung des Forschungsprojekts ermöglicht hat. Johannes Baral sprach mit Stephan Hailfinger über seine Arbeit.

Herr Hailfinger, worum geht es bei Ihrer aktuellen Forschungsarbeit?

Wir arbeiten mit Immunzellen, die unseren Körper vor Bakterien und Viren schützen. Wenn diese Zellen beispielsweise durch ein Bakterium aktiviert werden, vermehren sie sich stark. Sie bekommen neue „Aufgaben“ und sind in der Lage, Bakterien zu bekämpfen. Bei der Aktivierung spielen bestimmte Signalwege eine Rolle. Für die Funktionsweise dieser Signalwege interessieren wir uns. Man kann sich den Aktivierungsprozess einer Immunzelle als eine Art Schalter vorstellen, der eben an- oder ausgeschaltet ist. Wir versuchen zu verstehen, wie diese „Schalter“ molekular aussehen und wie man diese Mechanismen von außen beeinflussen kann. Das interessiert uns unter anderem im Zusammenhang mit der Behandlung verschiedener Autoimmunerkrankungen wie etwa Multipler Sklerose oder Typ-1-Diabetes, die leider immer häufiger werden. Bei einer Autoimmunerkrankung greifen Immunzellen normale, gesunde Zellen im Körper an. Wir wollen wissen, wie man das verhindern kann. Außerdem sind die gleichen Signalwege sehr häufig bei Leukämien oder Lymphomen betroffen. Hier wachsen die Immunzellen unkontrolliert und bilden Krebs. Wenn wir verstehen, wie wir auf die genannten Signalwege von außen einwirken können, können wir also Autoimmunitätserkrankungen beeinflussen und bestimmte Krebsarten an ihrem Wachstum hindern. Auch bei der Abstoßung von Implantaten spielen die Signalwege von Immunzellen übrigens eine wichtige Rolle.

Wie finanziert sich Ihre Arbeitsgruppe?

Die Stelle samt Aufbau der Arbeitsgruppe wurde zunächst durch die Mittel aus der Exzellenzinitiative bezahlt. Ich habe zusätzlich noch Unterstützung aus der Molekularen Medizin bekommen, von Professor Dr. Klaus Schulze-Osthoff. Ich habe die ersten Doktoranden rekrutiert und das Labor aufgebaut. Parallel habe ich mich noch für andere Fördergelder beworben. Daraus ergab sich erfreulicherweise eine DFG-Förderung im Rahmen des Emmy Noether-Programms, die es uns ermöglicht hat, die Finanzierung für diese Arbeitsgruppe zeitlich länger zu strecken. Wir haben gemeinsam mit der Abteilung Exzellenzinitiative der Universität Tübingen beide Finanzierungen so abgestimmt, dass sie gleichzeitig in etwa zwei Jahren auslaufen. Dann müssen wir weitersehen. Die DFG-Förderung ist eine so genannte „3+1+1-Förderung“. Das heißt, dass drei Jahre sicher und ein weiteres Jahr sehr wahrscheinlich gefördert werden. Eine weitere Verlängerung können wir dann beantragen – die zu bekommen ist aber nicht ganz einfach.

Haben Sie mit dieser Arbeitsgruppe schon etwas publizieren können?

Wir haben gerade erst einen Forschungsbericht bei einem dermatologischen Fachjournal eingereicht. Die Signalwege, die uns bei Immunzellen interessieren, haben wir auch in Hautzellen gefunden. In der Publikation beschreiben wir, dass diese sehr ähnlich funktionieren. Das ist im Grunde ein Nebenprojekt zu unserer eigentlichen Forschung. Dazu haben wir mit Ärzten aus der Dermatologie eng zusammengearbeitet – unsere erste Erfolgsgeschichte in dieser Arbeitsgruppe gewissermaßen. Bis wir zu unserem Kernthema, den Signalwegen der Immunzellen, etwas veröffentlichen können, müssen wir uns noch etwas gedulden.

Sie haben die Stelle am IFIB 2013 angetreten. Warum haben Sie sich damals nach Tübingen beworben?

Zum einen war die Stelle natürlich mit ihrem Bezug zur Exzellenzinitiative sehr interessant für mich, zum anderen ist Tübingen natürlich auch eine schöne Stadt, die ich von meinem Biochemie-Studium her schon kannte. Nach dem Diplom-Studium in Tübingen war ich für meine Doktorarbeit und als Postdoc längere Zeit in Lausanne in der Schweiz. Außerdem bin ich zwar Biochemiker, interessiere mich aber auch für die immunologische Grundlage bestimmte Krankheiten. Daher brauche ich für meine Arbeit ein Umfeld, das zwar von der Grundlagenforschung geprägt ist, das aber auch einen guten Anschluss an eine Klinik hat. Und beides ist in Tübingen in idealer Weise, auch mit räumlicher Nähe zum IFIB, gegeben. Das ist für mich extrem spannend. Die Abteilung „Molekulare Medizin“ am IFIB ist genau die passende Arbeitsumgebung.

Webseite der Arbeitsgruppe von Stephan Hailfinger: http://www.uni-tuebingen.de/de/48988