Uni-Tübingen

19.10.2023

Alumni Spotlight Interview: Kinder- und Jugendbuchautorin Kathrin Tordasi

Kathrin Tordasi wurde in der Nähe von Stuttgart geboren und wuchs mit den Büchern von Astrid Lindgren, Michael Ende und den Abenteuern der ??? auf. Ihr Debütroman Brombeerfuchs. Das Geheimnis von Weltende erschien 2020 bei Fischer Sauerländer und wurde 2021 mit dem Goldenen Bücherpirat und der Fürther Leselupe ausgezeichnet. Insgesamt veröffentlichte Kathrin Tordasi bereits drei weitere Kinder- und Jugendromane. Sie ist Alumna der Anglistik und Germanistik (Class of 2011) und hat 2016 ihre Promotion in Anglistik an der Humboldt-Universität zu Berlin abgeschlossen.

Bitte vervollständige: „Wenn ich an meine Zeit in Tübingen denke, ….“

…dann bin ich glücklich. Meine Zeit in Tübingen war wirklich eine super schöne Zeit. Eine Zeit, in der ich sehr viel über mich selbst gelernt habe – und an dem, was ich da so erlebt habe – gewachsen bin. 

Gab es einen Wachstumsmoment, der dir besonders in Erinnerung geblieben ist?

Ja, tatsächlich. Das war im 4. Semester meines Anglistikstudiums. Eine Gastdozentin aus den USA hat für ein Semester einen Creative Writing-Kurs angeboten. Ich glaube, ich habe fünf Anläufe gebraucht, bis ich mich getraut habe, mich in den Kurs einzuschreiben. Man musste sich persönlich bei ihr im Büro anmelden und ich war damals noch um einiges zurückhaltender, als ich das heute bin. Dieser Kurs war für mich ein Schlüsselmoment. Erstmals habe ich kennengelernt, was es bedeutet, den Schreibprozess mit einer Gruppe zu durchleben. Das, was du schreibst, zu zeigen, Feedback dafür zu bekommen, zu erkennen – oh, kreatives Schreiben ist etwas, das man nicht nur als Talent mitbringt, sondern, das kann man lernen – das hat mich sehr viel weitergebracht. 

Du lebst seit 2011 in Berlin. Was vermisst du an Tübingen?

Hauptsächlich fehlt mir die Nähe zur Natur. Ich habe lange Zeit in einer WG in Lustnau gewohnt. Da bin ich aus der Haustür raus und war im Schönbuch (Anm. d. Red.: bewaldeter Naturpark). Als Kopfmensch brauchte oder brauche ich immer noch den Ausgleich – vor allem, wenn ich zu lange am Bildschirm gesessen habe. 

Was war dein größtes Learning aus der Zeit deines Studiums?

Das kann ich nicht auf einen Punkt herunterbrechen. Da waren so viele kleine Erfahrungen! Ein Learning war sicherlich, eine gewisse Beweglichkeit zu entwickeln. Ich hatte zu Beginn meines Germanistik- und Anglistikstudiums eine ziemlich fixe Idee, wo ich damit hinwollte: Entweder in Richtung Journalistik mit Kulturschwerpunkt oder ins Lektorat in der Literaturbranche. Ich habe dann jedoch relativ schnell festgestellt, dass mich die Anglistik viel mehr gepackt hat und habe dann erstmal meine Fächerkombi getauscht. Weiter im Studium wurde klar, dass weder Journalistik noch das Lektorat wirklich mein Weg sind. Ich glaube, Douglas Adams hat das mal gesagt: „Ich bin vielleicht nicht dort angekommen, wo ich hin wollte, aber ich bin da gelandet, wo ich hingehöre.“ Ich habe gelernt, flexibel zu bleiben, mich nicht zu sehr auf diese 5- oder 10-Jahrespläne zu versteifen. Manche Sachen klappen einfach nicht und wenn du zu sehr auf diese fixiert bist, dann verrennst du dich vielleicht länger als du es müsstest. 

Welche Herausforderungen begegnen dir, wenn du ein neues Projekt startest? 

Am Schwierigsten ist es, am Ball zu bleiben und eine stetige Schreibroutine beizubehalten. Ich bin mittlerweile selbstständige Autorin und Übersetzerin. Mein Alltag ist gefüllt mit Übersetzungsaufträgen, der Korrespondenz mit Verlagen, Schulen und Bibliotheken sowie Lesungen organisieren. Für diese reise ich deutschlandweit durch die Gegend. Hinzu kommen noch Marketing (Webseite) und das Bespielen von Social-Media-Kanälen (Instagram). Da noch den Raum offen zu halten, in dem ich tatsächlich an meinem Schreibprojekt arbeite, das ist teilweise schwierig. 
Eine weitere Herausforderung ist es, die Blockade der leeren Seite zu überwinden. Genauso wie beim Sport, ist Aufwärmen auch beim Schreiben wichtig. Das würde ich wirklich jedem und jeder raten. Ich stelle mir einen Wecker und schreibe für 10 min ohne Pause oder Unterbrechung einfach nur runter. Das muss kein geschliffener Text werden, da müssen noch keine vollständigen Sätze rauskommen, das ist einfach nur so ein shitty first draft. In 99 % der Fälle löst sich die Blockade mit diesem warm-up sprint und man kann ins Tagesschreibprojekt einsteigen. 

Was inspiriert dich?

So viele Dinge. Wie gesagt, ich gehe total gerne spazieren und wandern. Das heißt, wenn ich draußen unterwegs bin, inspiriert mich das, was ich so um mich herum wahrnehme. Man wird aufmerksamer, wenn man schreibt. In meinen Büchern versuche ich, eine Mischung aus Fantastischem und Magie in der Welt, wie wir sie kennen, zu verankern. Für meine Leser und Leserinnen wünsche ich mir, dass sie auch wieder aufmerksamer nach links und rechts gucken und sehen, was es für spannende Dinge auf ihren Wegen zu entdecken gibt. 

Meine Mitmenschen wären überrascht, wenn sie wüssten, dass… 

… ich zu viel Zeit auf der Couch und vor Netflix und Co. verbringe (lacht). Man hat ja immer so den Eindruck von den Autoren und Autorinnen, dass wir viel lesen und sehr diszipliniert sind. 

Lesestoff: welches Buch hast du zuletzt gelesen und wem würdest du es empfehlen?

Den historischen Fantasy Roman Babel von Rebecca F. Kuong. Es ist ein sehr kritisches, ein sehr komplexes und aber eben auch ein sehr spannendes und unterhaltendes Buch. Also, ich würde es tatsächlich jedem und jeder, der studiert (hat), empfehlen. 

Das Gespräch führte Inga van Gessel. 

 

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