Institute of Historical and Cultural Anthropology

LUI/TVV-Newsletter 64 – Oktober 2015

Das Wintersemester 2015 hat begonnen. Nach einigen bangen statistischen Vorabmeldungen haben sich zur Begrüßungsveranstaltung im Haspelturm doch wieder erfreulich viele neue und neugierige Studierende eingefunden.
Erfreulich viele neue und spannende News können wir Ihnen auch im aktuellen Letter bieten: Let’s go!

I. INSTITUTSNEWS

Im Sonderforschungsbereich 923 „Bedrohte Ordnungen“ sind in der zweiten Phase (2015-2019) Reinhard Johler und Monique Scheer jeweils mit neuen Forschungsprojekten vertreten. Der Doktorand Henning Peters wird, betreut von Monique Scheer, das Thema „Humor in sozialen Bewegungen 1975-86: Dis-ordering und re-ordering“ bearbeiten. Betreut von Reinhard Johler wird es zwei Forschungen im Teilprojekt „Istrien als ‚Versuchsstation‘ des Kulturellen. Hybridität als (bedrohte) Ordnung“ geben. Francesco Tocich untersucht darin „Ethnographisches Wissen und die kulturelle Produktion von Differenz (1850-1914).“ Daniela Simon widmet sich dem Thema „In/Differenz als politische Handlungsanleitung (1870-1914)“.

Das erfolgreich abgeschlossene „Projekt Sprachalltag“ geht ebenfalls in die zweite Runde. Unter der Leitung von Hubert Klausmann kann, gefördert von MWK, Universität Tübingen und dem Förderverein „Dialekt“, bis 2020 nicht nur der „Sprachatlas von Nord Baden-Württemberg“ vervollständigt werden. Zudem werden die Ergebnisse als Digitalisat von 40 ausgewählten Ortschaften für die Öffentlichkeit verfügbar gemacht. Und auch die Digitalisierung des gesamten „Arno-Ruoff-Archivs“ mit Tonbandaufnahmen und Umschriften ist projektiert. Von der kulturwissenschaftlichen Seite her wird Mirjam Nast als Mitarbeiterin das Projekt vorantreiben.

Ein dfg-gefördertes Projekt, das im Januar 2016 beginnt, trägt den Titel „Szenographische Museumsausstellungen – Geschichte, (Vor)Urteile, Potenziale“. Thomas Thiemeyer wird hier den Ansatz des multimedial-szenographischen Schauens in den Blick nehmen, um zu untersuchen, was die Verschiebung von den echten Dingen zu multimedialen Erlebniswelten für die Institution Museum bedeutet.

Ebenfalls anzukündigen ist ein Kooperationsprojekt „Design ausstellen“ mit der HfG Schwäbisch Gmünd. Thomas Thiemeyer wird gemeinsam mit den KollegInnen der HfG im MWK-geförderten Projekt eine anwendungsorientierte Systematik für das Ausstellen von Design erarbeiten.

Dicht gedrängt sind in den nächsten Monaten auch die Tagungsangebote des LUI: Schon Ende Oktober gibt es eine internationale Tagung unter dem Titel: „Museen verstehen: Methoden - Understanding Museums: Methods“. Ausgerichtet wird sie von Thomas Thiemeyer in Kooperation mit Stefan Schwan vom Leibniz-Institut für Wissensmedien.
Am 11. und 12. Dezember folgt, der Jahreszeit angemessen, die über die Alexander-von-Humboldt-Stiftung finanzierte Tagung von Monique Scheer und Pamela Klassen (Toronto) zum Thema „Christmas in the Multicultural City“.

Und vom 11. bis 13. Februar schließlich wird die Tagung „Secular Bodies, Affects and Emotions“ (finanziert über Fritz-Thyssen-Stiftung) folgen, geleitet und organisiert von Monique Scheer im Verbund mit Nadia Fadil (Leuven) und Brigitte Schepelern Johansen (Kopenhagen).

Ähnlich vielfältig und anregend sind auch die anzukündigenden Vorträge des Institutskolloquiums in Herbst und Winter. Es steht unter dem Motto „EKW – Geschichte und Gegenwart in Ost und West; Cultural and Historical Anthropology – Past and Present in East and West“. Neue (süd-)osteuropäische und westeuropäische Alltagskulturforschung öffnet den Blick für eine Vielzahl von aktuellen Forschungsansätzen.

Auch die AG Jüdische Studien bietet in diesem Semester wieder zwei Vorträge an. Aus aktuellen Seminaren und Abschlussarbeiten heraus werden im Dezember und Januar LUI-Absolventinnen zu aktuellen antisemitischen Stereotypen und zu dem Verlust von Heimat während der Verfolgung im Nationalsozialismus referieren.

Abwechslung für die Sinne versprechen zwei Ausstellungseröffnungen. Am 5. November ist Vernissage der Ausstellung "Zirkulation von Nachrichten und Waren - Medien und Praktiken der eleganten Welt des langen 19. Jahrhunderts" im Bonatzbau der Universitätsbibliothek. Die Ausstellung ist ein Ergebnis aus dem gleichnamigen Forschungsprojekt der beteiligten Institute zur (süd-)osteuropäischen Geschichte in Tübingen, München und dem LUI.

Das Master-Studienprojekt „Sammlungen im Dialog“ lädt im neuen Jahr zur Präsentation seiner Arbeits- und Forschungsergebnisse. Am frühen Abend des 5. Februar wird im Archiv der Hochschule für Gestaltung Ulm (Am Hochsträß 8) die Ausstellung eröffnet werden. Dazu herzliche Einladung an alle Interessierten.

Der beliebte „Bookshop for Christmas“ öffnet kurz vor Weihnachten seine Pforten im LUI. Neuste Veröffentlichungen der MitarbeiterInnen des LUI stehen zur Anpreisung und zum Kauf. Hier können allerletzte Weihnachtswünsche entdeckt und erfüllt werden

Ende Januar treffen sich dann traditionsgemäß die DoktorandInnen mit den Lehrenden des LUI im gemeinsamen Forschungskolloquium in Inzigkofen. Die Meldungen der Vorträge werden ab jetzt von den Doktor-Eltern gern entgegengenommen.

Alle genauen Termine und Veranstaltungsorte finden Sie wie immer im Terminkalender dieses Dokuments.

Genaue Informationen zu allen Tagungen und Projekten können Sie gern auf der LUI-Homepage aufrufen. Unter dem Menüpunkt „Aktuelles“ finden Sie alles Wissenswerte.

Zu allen Terminen, Tagungen und Vorträgen sind Sie herzlich eingeladen.

II. PERSONALIA

Lioba Keller-Drescher hat im Juli dieses Jahres das Habilitationsverfahren der Fakultät erfolgreich durchlaufen. Sie ist nun Privatdozentin des Instituts und wird mit ihren Forschungsschwerpunkten Textil- und Kleidungsforschung, regionale Sprach- und Alltagsgeschichte, Kulturtheorie, visuelle Narrative sowie Wissens- und Wissenschaftsforschung die Forschungsvielfalt am Institut bereichern. Das LUI gratuliert herzlich!

Über das internationale Austauschprogramm der Universität hat das LUI seit Oktober die Stipendiatin Élise Gayraud, Doktorandin der Durham University (GB), zu einem zweisemestrigen Lehraufenthalt in Tübingen zu Gast. Sie forscht im Bereich der Musikethnologie und wird im Wintersemester das Seminar „Local Cultures in the Global Era“ (Do, 14-16 Uhr) auf Englisch anbieten.

III. TERMINE

Donnerstag, 22. Oktober, 18 Uhr
Vortrag im Rahmen des Institutskolloquiums, Christian Axboe Nielsen (Aarhus): Leben unter der "Königsdiktatur": Eine Alltagsgeschichte des Politischen in Jugoslawien.
Ort: LUI Ausstellungsraum

Donnerstag, 29. Oktober und Freitag, 30.Oktober 2015
Tagung „Museen verstehen: Methoden - Understanding Museums: Methods“ (Leitung Thomas Thiemeyer, Stefan Schwan)
Ort: Institut für Wissensmedien, Schleichstraße 6, 72076 Tübingen

Donnerstag, 05. November, 18 Uhr
Vortrag im Rahmen des Institutskolloquiums, Lioba Keller-Drescher (Tübingen): Vordisziplinäre Wissensproduktion im 19. Jahrhundert als Ressource
Ort: LUI Ausstellungsraum

Donnerstag, 05. November, 18 Uhr
Eröffnung der Ausstellung "Zirkulation von Nachrichten und Waren - Medien und Praktiken der eleganten Welt des langen 19. Jahrhunderts"
Ort. Bonatzbau der Universitätsbibliothek, Wilhelmstraße

Donnerstag, 19. November, 18 Uhr
Vortrag im Rahmen des Institutskolloquiums, Christian Marchetti (Tübingen): Deutschsprachige Volkskunden in Südosteuropa
Ort: LUI Ausstellungsraum

Donnerstag, 26. November, 18 Uhr
Vortrag im Rahmen des Institutskolloquiums, Cornelia Eisler (Kiel): ‚Grenz- und Auslandsdeutschtum‘ als Forschungsfeld in der Zwischenkriegszeit
Ort: LUI Ausstellungsraum

Donnerstag, 03. Dezember, 18 Uhr
Vortrag im Rahmen des Institutskolloquiums, Sabrina Ramet (Bergen): Corruption, Poverty, and Efforts at Democratization in the Yugoslav Successor States since 1991
Ort: LUI Ausstellungsraum

Donnerstag 10.12. bis Freitag 11.12.
Internationale Tagung “Christmas in the Multicultural City” (Leitung Pamela Klassen, Monique Scheer)
Ort: Neue Aula, Geschwister-Scholl-Platz, Tübingen

Donnerstag, 17. Dezember, 18 Uhr
LUI Book Shop For Christmas - EKW-Lehrende und die TVV stellen „ihre“ Bücher des Jahres 2014/15 vor und laden zum Kauf ein.
Ort: LUI Ausstellungsraum

Donnerstag, 07. Januar 2016, 18 Uhr
Vortrag im Rahmen des Institutskolloquiums, Bernhard Tschofen (Zürich): Als Vielnamenfach in einem Vielnameninstitut? Über Empirische Kulturwissenschaft in einer offenen Fachlandschaft
Ort: LUI Ausstellungsraum

Dienstag 12. Januar 2016, 20 Uhr s.t.
Vortrag im Rahmen der AG-Jüdische Studien, Tirza Seene (Tübingen): „Kindermörder Israel“ Eine Analyse zur Codierung und Wirkung antisemitischer Stereotype anhand von Bildern im Kontext des Israel-Gaza Konfliktes im Sommer 2014
Ort: LUI, Seminarraum

Donnerstag, 14. Januar 2016, 18 Uhr
Vortrag im Rahmen des Institutskolloquiums, Karl Braun (Marburg): Deutsche Arbeit an der Grenze. Zur doppelten Modernität der sudetendeutschen Volkskunde (1897-1957)
Ort: LUI Ausstellungsraum

Donnerstag, 21. Januar 2016, 18 Uhr
Vortrag im Rahmen des Institutskolloquiums, Carl Bethke (Tübingen): Hans Maier – Eine Tübinger Dissertation über die „Bosniendeutschen“ (1924)
Ort: LUI Ausstellungsraum

Donnerstag, 28. Januar 2016, 18 Uhr
Projektvorstellung im Rahmen des Institutskolloquiums, Reinhard Johler und Daniela Simon (Tübingen): Istrien als "Versuchsstation" des Kulturellen. Hybridität als (bedrohte) Ordnung
Ort: LUI Ausstellungsraum

Dienstag 02. Februar 2016, 20 Uhr s.t.
Vortrag im Rahmen der AG-Jüdische Studien, Fabienne Störzinger (Tübingen): „Die alte Heimat für immer zu verlassen.“ Drei Wege Stuttgarter Jüdinnen im Nationalsozialismus.
Ort: LUI, Seminarraum

Donnerstag, 04. Februar 2016, 18 Uhr
Vortrag im Rahmen des Institutskolloquiums, Dani Schrire (Jerusalem): „Ach Jüdin, wunderschöne Jüdin": When Ingeborg Weber-Kellermann delivered a talk in Jerusalem in 1961
Ort: LUI Ausstellungsraum

Freitag 05. Februar 2016
Ausstellungseröffnung des Studienprojekts „Sammlung im Dialog“ im Archiv der Hochschule für Gestaltung, Ulm (Leitung Thomas Thiemeyer)
Ort: HfG-Archiv Ulm, Am Hochsträß 8, 89081 Ulm

Donnerstag 11. Februar 18 Uhr
Eröffnungsvortrag zur Tagung „Secular Bodies, Affects and Emotions“, Charles Hirschkind (Berkeley): Secular Bodies
Ort: Schloß Hohentübingen, Fürstenzimmer

IV. NACHRICHTEN der TVV

Die TVV hat eine neue Geschäftsführung. Nachfolgerin von Thomas Thiemeyer ist seit Juli dieses Jahres Karin Bürkert. Sie ist Akademische Rätin am LUI und hat nicht nur ihre jüngst erschienene Dissertation „Fastnacht erforschen“ im hauseigenen Verlag veröffentlicht. Sondern sie hat auch bereits Layout- und Lektoraterfahrung. Mit Dank wurde Thomas Thiemeyer auf der Mitgliederversammlung verabschiedet und mit Dank wurde Karin Bürkert in ihrem neuen Amt begrüßt.

V. PUBLIKATIONEN der TVV

Mathias Beer, Reinhard Johler und Christian Marchetti (Hg.): Donauschwaben und andere. Tübinger Südosteuropaforschung. Tübingen 2015 - 192 S. : Ill.
ISBN: 978-3-932512-73-5 (Tübinger Korrespondenzblatt ; Nr. 61); Preis: 10,00 Euro (Bestellungen bitte direkt über den Verlag); TVV-Mitglieder: 6,50 Euro (Bestellungen bitte direkt über den Verlag )

Inhaltsverzeichnis: Reinhard Johler: Einleitung; Hermann Bausinger: Lauter Donau-Schwaben; Arno Ruoff ✝: Donauschwäbische Sprachforschungen am Ludwig-Uhland-Institut; Sandro Ratt: Didaktik des Umbruchs. Ein Rückblick auf das Neue-Siedlungen-Projekt; Elke Schwedt: Hirrlingen, Hajós, Nemesnádudvar. Erinnerungen an Freundschaften und wissenschaftliche Projekte; Christian Glass: Fünfzehn Jahre Donauschwäbisches Zentralmuseum Ulm (DZM). Ein Wahrnehmungsbericht; Käthe Hientz: Rückwanderung von Siebenbürger Sachsen nach Rumänien. Eine ethnographische Studie zu transnationalen Migrationspraktiken zwischen Rumänien und Deutschland; Mathias Beer: Zur Entstehung und Beharrlichkeit von Geschichtsbildern. Die Patenschaft des Landes Baden-Württemberg über die „Volksgruppe der Donauschwaben“; Hermann Bausinger: Modellfall Donauschwaben; Reinhard Johler: Der Südosten Europas und die Tübinger EKW. Eine donauschwäbische Institutsgeschichte; Mathias Beer: Das Zentrum zur Erforschung deutscher Geschichte und Kultur in Südosteuropa an der Eberhard Karls Universität Tübingen. Voraussetzungen – Ziele – Fokus – Struktur


Claudia Bosch: Fest und flüssig. Das Feiern im Festzelt als Cultural Performance. Tübingen 2015 – 340 S. : Ill. - Zugl. Univ. Tübingen, Diss. 2014; ISBN: 978-3-932512-87-2; Preis: 25,00 Euro; TVV-Mitglieder: 16,25 Euro

Was geschieht im Festzelt, wenn dort aus ordentlichen Menschen eine feierwütige Gemeinschaft wird, die vergnügt den Alltag hinter sich und die Sau raus lässt? Um diese Frage zu beantworten, zeichnet Claudia Boschs Ethnografie einen Festzeltbesuch auf dem Cannstatter Volksfest vom Einkleiden, „Vorglühen“ oder dem ersten Anstoßen bis hin zum nächtlichen „Absacker“ nach. Ihre dichte Beschreibung der Rituale und Atmosphäre im Bierzelt mit dröhnender Musik und animiertem Alkoholkonsum eröffnet neue Perspektiven auf eines der größten Volksfeste Europas.


Karin Bürkert: Fastnacht erforschen. Zur Herstellung und Vermittlung von Kulturwissen (1961-1969). Tübingen 2015 - 388 S.: Ill. - Zugl. Univ. Göttingen, Diss. 2014;
ISBN: 978-3-932512-86-5; Preis: 25,00 Euro; TVV-Mitglieder: 16,25 Euro

Mit „Fastnacht erforschen“ legt Karin Bürkert eine Studie über die ungewöhnliche Kooperation zwischen Volkskundlern und Fastnachtsakteuren in den 1960er-Jahren vor. Sie stellt am Beispiel des „Tübinger Arbeitskreises für Fasnachtsforschung“ dar, wie Studierende, Professoren, Vereine, Journalisten und Archivare zusammenarbeiteten und den Brauch neu erforschten. Das Buch gibt Einblicke in den Arbeitsalltag dieses Forschungsverbundes und eröffnet neue Einsichten in die Fach- und Wissenskultur der Volkskunde im Umbruch zur Empirischen Kulturwissenschaft.