Aktuelle Projekte



Grabung auf Pantelleria

Pantelleria

Pantelleria liegt in der Straße von Sizilien etwa 110 km südlich von Sizilien und etwa 90 km nördlich vom tunesischen Cap Bon ([1]). Die Insel bildete einen wichtigen Schnittpunkt antiker Seehandelsrouten sowohl zwischen dem östlichen und westlichen Mittelmeerraum als auch zwischen Afrika und Europa. Bereits im Neolithikum wurde das aufgrund des vulkanischen Ursprungs der Insel anstehende Obsidian exportiert. Aus der Bronzezeit (1. Hälfte 2. Jahrtausend) ist auf Pantelleria eine stark befestigte Siedlung mit Nekropole (Mursia) nachzuweisen. Im 7. oder 6. Jh. v. Chr. wurde vermutlich von Karthago aus eine punische Niederlassung auf Pantelleria gegründet. Sie befand sich im NW der Insel in der Nähe des einzigen größeren Hafens der Insel.
Wie die wenigen literarischen Quellen belegen, verdankte das antike Cossyra seine Bedeutung seiner geographisch wichtigen Position. Nach Ps. Skylax gelangte man vom Hermaischen Vorgebirge (Cap Bon) in einer Tagesreise nach Cossyra und von dort in einer weiteren nach Lilibeum an der Westspitze Siziliens. Nach Strabo (6,211) befand sich auf halbem Weg zwischen Lilibeum und der karthagischen Stadt Aspis (Clupea, heute Kelibia) die Insel Cossyra.
Ihre strategische Bedeutung wird dann wieder im Verlauf des 1. Punischen Krieges deutlich. Auf dem Weg zu den eingeschlossenen Truppen des Regulus in Clupea bemächtigte sich im Jahre 255 v. Chr. eine Flotte von 350 römischen Schiffen der Insel. Cossyra wurde zerstört und eine Garnison eingerichtet. Die Expedition in Afrika wird aus römischer Sicht zu einem Erfolg, im Januar 253 v. Chr. feiern die Konsuln Servius Fulvius Nobilior Paetinus und Marcus Aemilius Paullus einen See-Triumph nicht nur über die Karthager, sondern auch de Cossurensibus. Diese Eroberung scheint dennoch nur ephemer gewesen zu sein, da die Karthager Cossyra noch im gleichen Jahr zurückeroberten.
Endgültig wird die Insel erst 217 v. Chr. durch Cn. Servilius Geminus von den Karthagern für Rom gewonnen und der Provinz Sizilien zugeschlagen, nachdem hier eine Garnison eingesetzt worden war. In römischer Zeit stand dann vor allem der Handel und Weinanbau auf Pantelleria im Vordergrund, den zahlreiche Funde von Schiffswracks mit Weinamphoren in den Gewässern um die Insel belegen.

Etwa 1500 m südöstlich des heutigen Hauptortes Pantelleria erhebt sich der Doppelhügel von S. Marco und S. Teresa mit den Resten der befestigten Stadt, der das gesamte Gebiet bis zum Hafen sowie die Wege ins Landesinnere beherrscht ([2]). Das Gesamtareal dieser Akropolis umfasst gut 200 x 100 m und ist bis zur Spitze der Hügel weitgehend durch modern angelegte Terrassen gegliedert ([3][4]). Bereits 1874 erstellte Francesco Cavallari einen ersten Übersichtsplan, P. Orsi und A. Mayr verzeichneten 1894 und 1897 die antiken Reste auf Planskizzen. Diese Pläne bildeten bislang die Grundlage jeder wissenschaftlichen Beschäftigung mit dem Gelände. Erst 1965 unternahm A. Verger im Zusammenhang mit der Erforschung des antiken Mozia eine kleine Sondage an einem Mauerstück an der vom Hafen abgewandten SO-Seite von San Marco. Die gleiche Mauer wurde 1998 im Rahmen von Restaurierungsarbeiten von S. Tuzzato erneut freigelegt. Dennoch wurde dieser für die Geschichte der Insel und für die phönizisch/punische Kolonisation des westlichen Mittelmeers so zentraler Ort bisher noch nicht systematisch untersucht.
Seit 2000 gräbt ein deutsch-italienisches Team auf der Akropolis unter der Leitung von Thomas Schäfer (Universität Tübingen). Im Mittelpunkt der Grabung stehen Fragen der Akkulturation am Übergang der punischen Siedlung zum römischen Municipium. Mit der Wiedergewinnung der antiken Gestalt der Akropolis sind eine Reihe weiterer, übergeordneter Fragen verbunden: Welche Rolle spielte die Akropolis im urbanistischen Gesamtkonzept? Welche Schlüsse ergeben sich aus den Funden für die Handelsbeziehungen Cossyras? Welche Auswirkungen hatte die römische Okkupation auf der Insel?

An den Hängen des zum Hafen zugewandten Hügels von S. Marco konnte eine intensive Wohnbebauung nachgewiesen werden, die mehrräumige Häuser, Zisternen, Badezimmer mit opus signinum sowie Reste eines römischen Atriumhauses ([5]) umfasst. Die Spitze des Hügels war von einer Verteidigungsmauer mit Wehrtürmen umgeben ([6]). Auf der Hügelspitze fanden sich weitere Zisternen unterschiedlicher Größe, von denen einige so gut erhalten sind, dass sie noch heute als Wasserspeicher dienen. Sie sind durch ein kompliziertes Kanalüberlaufsystem miteinander verbunden und weisen die typisch langovale Form auf, wie sie aus Karthago und anderen punischen Niederlassungen bekannt sind. Die meisten Zisternen wurden nach Ausweis der spätesten Keramikfunde im 5. / 6. Jh. n. Chr. willkürlich verfüllt, so dass z. B. anpassende Fragmente derselben Inschrift in verschiedenen Zisternen gefunden wurden. In dieser Zeit muss also die endgültige Zerstörung der Bauten der Akropolis erfolgt sein, möglicherweise im Zusammenhang mit einem Einfall der Vandalen.

Völlig unerwartet und sensationell war der Fund der perfekt erhaltenen Bildnisse von Caesar, Antonia minor und Titus in zwei Zisternen während der Kampagne 2003 ([9]). Die beiden ersteren lagen in der Zisterne (US 861), die hinsichtlich der Verfüllung offenbar eine Ausnahme bildet ([7]): Nach Ausweis der Keramik wurde sie bereits im späten 1. Jh. n. Chr. verfüllt. Zahlreiche Marmorfragmente von unbekleideten Körperteilen könnten auf Akrolithstatuen schließen lassen, deren Gewandpartien aus anderem Material gearbeitet waren. Ferner kamen Fragmente von Skulptur aus Stuck zu tage. Reiche Funde einheimischer Keramik sowie Importe aus Malta und Spanien aus dem 4.-2. Jh. v. Chr. ([15])rhodische Amphoren, Öllampen aus Ephesos, Athen oder Ägypten belegen den weiten Handelsradius von Cossyra. Extrem wichtig sind ferner eine Reihe römischer Inschriften, die eine Familie der Valerii sowie einen ritterlichen Offizier aus trajanischer Zeit belegen, der als procurator Augusti in Puteoli für die Getreideversorgung Roms verantwortlich war. Dieses Amt ist erstmals auf dieser Inschrift belegt (G. Alföldy, s. Publikationen). Zur kostbaren Ausstattung der Gebäude gehörten große Platten aus Buntmarmor unterschiedlicher Provenienz: Giallo antico, Pavonazetto, Cippolino etc.
Die größte Zisterne auf dem höchsten Punkt des Hügels fasst ein Volumen von ca. 100 m³: dies deutete bereits darauf hin, dass sie von einem Dach gespeist worden sein muss, das für ein privates Wohnhaus zu groß war und auf ein öffentliches oder sakrales Gebäude schließen ließ. Diese Annahme wurde unterstützt durch den Fund zahlreicher Fragmente von stuckierten und bemalten Gebälkfriesen ([8]), Volutenkapitellen ([21]) und kannelierten Säulentrommeln. Während der Kampagne 2005 kam das über 10 m lange Teilstück eines mit Stuck verputzten Podiums zutage ([12]). Es gehört zu einem spätpunischen, in römischer Zeit modifiziertem Tempel, der offenbar das Hauptheiligtum der Akropolis darstellte und Melqart (Hercules) und Astarte (Isis) geweiht war. Inzwischen ist der gesamte Sakralbereich publiziert.

Auf dem Sattel zwischen den beiden Hügeln S. Marco und S. Teresa wurde in den Jahren 2001 und 2002 ein Areal von ca. 225 m² freigelegt. Zutage kam ein mit Stampflehm und Ziegelsplittern gepflasterter Platz. Diese wird von einer Architekturstruktur durchschnitten, bei der es sich möglicherweise um eine Stufenanlage oder Platzbegrenzung handelte, an die zur Platzmitte hin rechteckige Statuenpostamente angeschoben sind. Auch für den Wasserabfluss war gesorgt: ein Abflussloch führt in ein System von drei hintereinander geschalteten, öffentliche Zisternen. Die Funktion dieser Platzanlage soll zusammen mit der Befestigungsanlage in zukünftigen Kampagnen untersucht werden.

Kontakt: Dr. F. Schön

Die Grabung wurde mit Mitteln der Gerda-Henkel-Stiftung, der DFG und von H.-J. Bachofer finanziert.

Kooperationen

Soprintendenz Trapani
Bauforschung: Dr.-Ing. Klaus Müller /Universität München
Marmoranalysen: Prof. Dr. M. Satir, J. Zöldföldi/ Institut für Geowissenschaften, Universität Tübingen
Bauchemische Analysen: Prof. Dr. Andreas Gerdes, Helmholtz-Gesellschaft, Forschungszentrum Karlsruhe.
Keramikanalyse: Prof. Dr. Mommsen, Bonn

Publikationen

  • M. Osanna – Th. Schäfer – R.M. Weiss (Hrsg.), Caesar ist in der Stadt. Die neu entdeckten Marmorbildnisse aus Pantelleria (Ausstellungskatalog Hamburg – Tübingen) 2004.
  • G. Alföldy, Ein römischer Ritter aus Cossura (Pantelleria), ZPE 151, 2005, 193-213.
  • Cossyra I, Thomas Schäfer (Hrsg.):
    Die Ergebnisse der Grabungen auf der Akropolis von Pantelleria / S. Teresa. Der Sakralbereich - Teil 1 + 2. (2015) TAF 10
  • Cossyra II, M. Almonte
    Ricognizione topografica. Storia di un paesaggio mediterraneo. (2013) TAF 11

 

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Archaeological Research in Sardinia

The Project ARS - Archaeological Research in Sardinia represents the continuation of the MCF Project “Phoenician and Punic Cult-Places and Rites in the Ancient Mediterranean" carried out at the University of Tübingen in the frame of the M4Human Programme, provided by the Gerda Henkel Foundation in collaboration with the European Commission under the EU’s Seventh Framework Programme for Research.

The project is focused on the study of some specific contexts of Sardinia – in particular sacred spaces and ritual dynamics – during the 1st millennium BC. and is constituted by different parts, specifically centred on known contexts (Section I - Rituals and Insularity) and unpublished materials and contexts (Section II - Field work). One of the main objectives of the project is the reconstruction of a general overview of the Phoenician and Punic cult-places of the island, taking into due consideration the multitasking role that the so-called Phoenicians played in the ancient world, from pre-classical times to Christian era. In the multifaceted dimension of the Mediterranean basin as a whole, they continuously interacted with different ethnic components (substratesparastrates and adstrates), leaving in them a consistent legacy in the largest meaning of the term. As a consequence, the project aims at developing a broader research that may also include analysis of indigenous (Nuragic) contexts end cultural interactions between Levantine people and local communities.

The project is carried out in collaboration with the Department of “Biblische Einleitung und Zeitgeschichte” (Theologicum) and it currently encompasses several specific collaborations with Departments and Instituts of research in Germany and Italy (focused, for instance, on the Archaeology of Production, Archaeometry, etc.).

Directors:

Prof. Dr. Thomas Schäfer – PhD Dr. Valentina Melchiorri

Contact:

PhD Dr Valentina Melchiorri
Research Associate 
Institut for Classical Archaeology
Schloss Hohentübingen
Raum 235
valentina.melchiorri(at)klassarch.uni-tuebingen.de
valentinamelchiorri(at)gmail.com
Tel.: 07071/29-75418
Burgsteige 11
72070 Tübingen

Anazarbos: Aufarbeitung der Surveyunternehmung (2004-2007) in der Metropolis des Ebenen Kilikien

Anazarbos, modern Dilekkaya (Wunschfelsen) liegt ca 60km nordöstlich der heutigen Großstadt Adana am Fuße eines mächtigen Felsmassivs, das als letzter Ausläufer des Taurus-Gebirges aus der kilikischen Ebene ragt. Ursprünglich trug das über 220m hohe und ca 4,5km lange Riff den Namen Anazarbos, doch ging dieser später auf die antike Stadt über, die an der Westflanke des Felsens entstand. Aus der römischen Kaiserzeit sind neben Circus, Theater, Amphitheater auch noch zwei Thermenanlagen, ein Bogenmonument, ein Torbau, ein Aquädukt, ausgedehnte Nekropolenanlagen, sowie eine Prozessionstreppe und vor allem zwei monumentale und sich kreuzende Säulenstrassen erhalten geblieben. Mehrere große Kirchenbauten, ein Bogenmonument, ein weiterer Aquädukt und große Wohnhäuser stammen aus der Spätantike. Die hoch anstehende Stadtmauer geht in ihrem heutigen Erscheinungsbild auf arabische Zeit zurück, folgt aber wohl einem byzantinischen Entwurf. Hoch auf dem Felsen thronen die armenische Burg mit der Krönungskirche der armenischen Könige und ausgedehnte Reste einer byzantinischen Burganlage; Münzbilder deuten jedoch an, dass der Burgberg schon in der römischen Kaiserzeit stark befestigt war.

Von 2004 – 2007 fand in dieser einstmals bedeutenden, heute jedoch fast vergessenen kilikischen Stadt ein ausgedehnter Feldsurvey mithilfe von Luftbildern, topographischer Aufnahme, geophysikalischer Prospektion und intensiver Begehung statt, dessen Ergebnisse demnächst in einer Monographie vorgelegt werden sollen. Einige vorläufige Berichte und Einzelstudien sind zwar bereits in den letzten Jahren vorgelegt worden (s. u.), doch fehlen noch mehrere wichtige Teilbereiche (Bauornamentik, Keramik, Nekropolen, Einzelgebäude, Kirchen) und vor allem eine Zusammenfassung der Resultate. Im Ebenen Kilikien liegen nicht nur die Anfänge und das Erscheinungsbild urbanistischer Strukturen noch großteils völlig im Dunkeln, sondern sind auch der Umgang mit einem bemerkenswerten Naturraum und die Erschließung der umgebenden politischen Räume inmitten eines hart umkämpften Grenzlandes weitgehend unbekannt. Wichtigstes Ziel des Surveyprojektes in dieser modern nicht überbauten Stadt stellt daher letztlich die Verfolgung und Interpretation eines Siedlungsgeschehens über eine Zeitspanne von mehr als siebzehn Jahrhunderten dar.

Verantwortlicher:
Prof. Dr. Richard Posamentir

Mitarbeiter:
Prof. Dr. M. H. Sayar (Univ. Istanbul); Prof. Dr. A. U. DeGiorgi (Florida State University); Dr. Chr. Nowak (DAI Rom); Dr. A. Eger (Chicago University); Dr. U. Kelp (Uinv. Köln/DAI Berlin); Dipl.-Ing. H. Birk (Trossingen); Dipl.-Ing. I. Engelmann (Univ. Weimar); Dipl.-Ing. B. Kellner (Univ. Weimar); Dipl.-Ing. A. Schanze (Dresden); M. Rönnberg (Universität Tübingen)

Bisher erschienene Publikationen der Surveyteilnehmer:

  • A. U. De Giorgi, Hellenistic Founders, Roman Builders: Anazarbos in Cilicia, in: A. Hoffmann – R. Posamentir – M. H. Sayar (Hrsg.), Hellenismus in der Kilikia Pedias. Bericht zum Internationalen Kolloquium im Deutschen Archäologischen Institut Berlin am 13. Und 14. Februar 2009, Byzas 14 (Istanbul 2012), 121-138;
  • I. Engelmann – Ph. Niewöhner, Bauen nach der Krise. Die Spoliengalerie an der Apsis der Apostelkirche von Anazarbos, in: D. Kreikenbom et al. (Hrsg.), Krise und Kult. Vorderer Orient und Nordafrika von Aurelian bis Justinian. Internationale Tagung an der Johannes Gutenberg-Universität, Mainz, 18.-20. Oktober 2007 (Mainz 2010) 109-137;
  • U. Kelp, „Darüber wachen Verderben und Schrecken und Todeslos“ Erinyen als Grabwächter: Zum Eunuchengrab in Anazarbos, in: İ. Delemen et al. (Hrsg.), Euergetes. Festschrift für Haluk Abbasoğlu anlässlich seines 65. Geburtstages 2008 (Istanbul 2008) 675-698;
  • R. Posamentir – M. H. Sayar, Anazarbos. Ein Zwischenbericht aus der Metropole des Ebenen Kilikien, IstMitt 56, 2006, 317-357;
  • R. Posamentir, Anazarbos. Jahresbericht des DAI 2006 (Berlin 2007) 134-135;
  • R. Posamentir, Innovation und Kulturtransfer in Anazarbos, der einstigen Metropole Kilikiens, in: Pirson – Wulf-Rheidt 2008, 89-106;
  • R. Posamentir, Ohne Mass und Ziel? Anmerkungen zur Säulenstrasse von Anazarbos, in: Delemen a.O., 1013-1033;
  • R. Posamentir, Anazarbos in Late Antiquity, in: C. Ratté – O. Dally (Hrsg.), Archaeology and the Cities of Asia Minor in Late Antiquity. Proceedings of a Conference held in Ann Arbor, 8. 1. – 10. 1. 2008 (Ann Arbor 2011), 205-224;
  • R. Posamentir, Anazarbos im Hellenismus, in: Hoffmann – Posamentir – Sayar a.O., 97-120.

Die unpublizierte Grabung der Expedition Ernst von Sieglin in den Basileia von Alexandria

Das von der Sieglin Stiftung finanzierte Projekt hat zum Ziel, mit Hilfe neu aufgetauchter Grabungsdokumente sowie Grabungsplänen aus verschiedenen Archiven den Befund einer Grabung zu rekonstruieren, die im Jahr 1901 von der Expedition Ernst von Sieglin am Osthafen von Alexandria, im sog. Königsviertel (Basileia) unternommen wurde. Die Grabung wurde jedoch im Anschluss an die Expedition nicht publiziert. Ferner sollen die sich in Tübingen befindlichen Funde aus der Grabung erstmals vorgelegt werden. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den Architekturfragmenten.

Mitarbeiter: Dr. Ingrid Laube

Fundmünzen Virunum

1) sog. Fullonica

Im Jahre 2004 wurde durch das Landesmuseum Kärnten, Außenstelle Magdalensberg, im Auftrag des Bundesdenkmalamtes am nördlichen Stadtrand von Virunum eine Notgrabung durchgeführt. Dabei konnte ein Gebäude mit Beckenstrukturen sowie eine nachfolgende Wohnbebauung freigelegt werden. Eine Interpretation der frühen Strukturen als fullonica scheint bei derzeitigem Forschungsstand möglich.
Die lückenlose Stratigraphie vom 1. Jh. bis in die 2. Hälfte des 4. Jhs. bietet hervorragende Möglichkeiten, um den Fundanfall der materiellen Sachkultur eines Fundplatzes im Laufe seiner Entwicklung zu untersuchen. Den Münzen kommt hierbei besondere Bedeutung zu. Die Fundmünzen der frühen Bauphase bieten sich an, um erstmals das Vorhandensein von Geld im urbanen Gewerbe- und Wohnbereich Virunums anhand der archäologischen Evidenz zu studieren. Deponierungen von Münzen und Terrakottafiguren in Baustrukturen belegen die rituelle Funktion von Münzen zusätzlich zum alltäglichen monetären Gebrauch.
In Zusammenarbeit mit dem Ausgräber und den Kleinfund- und Keramikbearbeitern werden die Münzen in ihrem archäologischen Kontext bearbeitet.

2) Basilika

In Kooperation zwischen dem Landesmuseum Kärnten, dem Archäologischen Institut der Universität Padua und dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege finden seit 2006 Grabungskampagnen im Bereich der frühchristlichen Basilika von Virunum statt. Die Untersuchungen verdeutlichten, dass es sich um den größten bekannten Kirchenbau Noricums und somit wohl um die Bischofskirche der Stadt gehandelt haben dürfte. Dieser Großbau – wenngleich durch Raubgrabungen und Steinraub stark gestört auf uns gekommen – scheint dem derzeitigen Forschungsstand zufolge Ende des 4. beziehungsweise zu Beginn des 5. Jahrhunderts n. Chr. errichtet worden zu sein.
Die Fundmünzen bieten neben wichtigen Kriterien zur Datierung einzigartige Einblicke in das Spektrum an vorhandenen Münzen zur Zeit des episkopalen Zentrums der Provinz Noricum mediterraneum sowie zur vorhergehenden kaiserzeitlichen Insula- und Straßenbebauung des Areals.
Die Bearbeitung der Fundmünzen erfolgt parallel zu den jährlichen Grabungskampagnen.

Kooperation: Landesmuseum Kärnten, Außenstelle Magdalensberg

Kontakt: Dr. Stefan Krmnicek

Hellenistische und Römische Gips- und Kalksteinplastik aus Ägypten in Tübingen und Dresden

In dem zweiten von der Sieglin-Stiftung finanzierten Projekt soll nach der Gesamtpublikation der Marmorplastik jetzt auch der Bestand der Plastik aus Gips und Kalkstein vorgelegt werden, der sich in der Skulpturensammlung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden sowie der Antikensammlung des Institut für Klassische Archäologie befindet. Ernst von Sieglin hatte um 1900 von privaten Sammlern verschiedene Gattungen erstanden, um diese in Deutschland sowohl durch die Stiftung an Museen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, als auch Universitäten und damit der Forschung zur Verfügung zu stellen.

Kontakt: Dr. Ingrid Laube

Archaisch-ionische Importkeramik aus Berezan in der Eremitage St. Petersburg

Mitte des 7. Jhs. v. Chr. begannen ionische Griechen die nördliche Schwarzmeerküste zu besiedeln und gründeten zahlreiche Städte und Handelsstützpunkte. Besonders Milet betrieb in archaischer Zeit die Kolonisation des Schwarzmeerraumes, wovon Kulte, Inschriften und Keramik in zahlreichen Niederlassungen zeugen. Viele dieser Städte, die auf dem heutigen Staatsgebiet der Ukraine und Russlands liegen, wurden und werden von Archäologen der St. Petersburger Eremitage erforscht, wo auch ein Großteil der Fundstücke aus diesen Grabungen aufbewahrt wird.

Eine der frühesten und fundreichsten Gründungen Milets ist Berezan, ehemals eine Halbinsel, heute jedoch als Insel im Mündungsgebiet des Borysthenes, des heutigen Dnjeper, gelegen. Zunächst von dem deutschen Archäologen E. von Stern erforscht, ergruben dort in weiterer Folge russische Archäologen über Jahrzehnte Behausungen und Gräber der milesischen Kolonisten bzw. der lokal bereits seßhaften Bevölkerung und verhalfen der Forschung damit zu einer einzigartigen Sammlung archaisch-ostgriechischer Keramik, die selbst den Vergleich mit der Mutterstadt nicht zu scheuen braucht. Mithilfe eines wissenschaftlichen Kooperationsprojektes mit der Eremitage St. Petersburg wird diese Keramik seit mehreren Jahren intensiv erforscht, wobei zunächst naturwissenschaftliche Material- und Herkunftsanalysen im Mittelpunkt standen: die mithilfe der Neutronenaktivierungsanalyse (NAA/Prof. Dr. H. Mommsen; Institut für Kern- und Strahlenphysik des Helmholtz-Institutes der Univ. Bonn) gelungene Identifikation einer bislang unbekannten ionischen Filialwerkstatt am Hellespont war die überraschende und unerwartete Folge dieser Arbeiten.

Mit der Vorbereitung der systematischen und umfassenden Vorlage aller Gefäße und Keramikfragmente (es handelt sich um mehrere tausend Stück) in Photographie, Zeichnung, Einordnung und Interpretation erreicht dieses Projekt nun seine abschließende Phase: Im Rahmen dieses speziellen Teilprojektes wird die archaische Keramik, die in ionischen Städten hergestellt und weiter nach Berezan und den gesamten Schwarzmeerraum verhandelt wurde, dokumentiert und für die Publikation aufbereitet. Erstmals findet damit nicht nur ein enger wissenschaftlicher Austausch zwischen ionischer Mutterstadt und einer ihrer wichtigsten Kolonien statt, sondern wird auch das gesamte Fundspektrum aus einer solchen milesischen Niederlassung im Schwarzen Meer erschöpfend vorgelegt. Dies geschieht im Rahmen der eigens gegründeten Reihe `Borysthenes-Berezan´, von der bereits die ersten beiden Bände erschienen sind.

Verantwortlicher:
Prof. Dr. Richard Posamentir

Mitarbeiter:
Dr. S. Solovyov (Projektleiter Eremitage; Herausgeber der Reihe), L. Balandat (Universität Tübingen)

Bisher erschienene Publikationen:

  • R. Posamentir, The Greeks in Berezan and Naukratis: A Similar Story?, in: U. Schlotzhauer – A. Villing (Hrsg.), Naukratis: Greek diversity in Egypt. Proceedings of the 28th British Classical Colloquium 16 – 18 December 2004 (2006), 159 – 168;
  • R. Posamentir, Zur Herkunftsbestimmung archaisch-ostgriechischer Keramik: die Funde aus Berezan in der Eremitage von St. Petersburg, IstMitt 56, 2006, 103 - 128; gemeinsam mit Sergey Solovyov;
  • R. Posamentir, Zur Herkunftsbestimmung archaisch-ostgriechischer Keramik: die Funde aus Berezan in der Eremitage von St. Petersburg II, IstMitt 57, 2007, 179 - 207; gemeinsam mit Sergey Solovyov;
  • R. Posamentir, Archaic Greek Culture – The Archaic Ionian pottery from Berezan, in: S. Solovyov (Hrsg.), Archaic Greek Culture. Proceedings of the International Round-Table conference held in St. Petersburg 21. 6. – 23. 6. 2005, BAR (Oxford 2009), 66 – 74.

Interdisziplinäre Analyse kultureller Kontakte in antiken Randzonen

Dreijähriges Forschungsprojekt gefördert in Höhe von €120.000.-durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Baden-Württemberg

Die griechische Kolonisation Unteritaliens/Siziliens bzw. des Schwarzmeerraumes ist in den letzten Jahrzehnten in allen ihren Facetten in den Focus der Forschung gerückt und zentraler Inhalt zahlreicher Forschungsprojekte in Italien, Rumänien, Bulgarien, Russland, Georgien und der Ukraine geworden. Von hohem Interesse ist hierbei vor allem das oftmals verblüffende Resultat der notwendigerweise stattfindenden kulturellen Kontakte, die einen gewissen Grad von Interaktion zwischen lokal ansässigen Bevölkerungsteilen und neu hinzukommenden Siedlern aus Griechenland oder Ionien nachdrücklich belegen. Diese Interaktion wird in den Siedlungen, vor allem aber in den Gräbern, bei Beigaben keramischer oder metallischer Natur, oder an den jeweiligen Bestattungssitten deutlich.

Allerdings stößt ein geisteswissenschaftlich/kunsthistorisch geprägter Ansatz bei der Interpretation der Funde und Befunde schnell an seine Grenzen: Das Verhältnis zwischen lokaler Population und einwandernden Siedlern ist zwar speziell für die früheste Besiedlungszeit eines Platzes von höchstem Interesse, aber zumeist kaum zu klären – zu merkwürdig inhomogen sind Importkeramik und lokale Keramik, Trachtbestandteile und Waffen griechischen und fremden Ursprunges mit bestimmten Bestattungslagen und –riten kombiniert und auf verschiedene Gräber verteilt.

Ziel des Projektes ist daher eine breit angelegte, interdisziplinäre Untersuchung, die der Beleuchtung von Kolonisationsprozessen in der ersten Hälfte des ersten Jahrtausends v. Chr. in Großgriechenland und im Schwarzmeerraum dienen soll, aber nun erstmals auf der naturwissenschaftlichen Analyse ausgewählter Fundgruppen fußt. Diese Analysen sollen im Wesentlichen der relativen Herkunftsbestimmung (lokal gegen neu hinzugekommen) von Individuen selbst (mittels anthropologischer Untersuchung), aber auch ihrer Schmuck- und Gebrauchsgegenstände (lokal gegen importiert; mittels archäometrischer Untersuchungen an Keramik und Metall) dienen, um die nur auf theoretischen Konzepten basierenden Forschungsmeinungen erstmals auf eine solide Grundlage zu stellen. Damit soll ein Beitrag zum besseren Verständnis derartiger Prozesse geleistet, darüber hinaus mit der Identifikation von `fingerprints´ ganzer Regionen aber auch eine Vorarbeit von bleibendem Wert für weitere Projekte dieser Art geschaffen werden.

Fürstengräber

Fürstengräber Etruriens, der Magna Graecia und des West-Hallstattraums der ersten Hälfte des 1. Jtsds. v. Chr.

Teilprojekt des DFG-Schwerpunktprogramms 1171:
"Frühe Zentralisierungs- und Urbanisierungsprozesse - Zur Genese und Entwicklung ›frühkeltischer Fürstensitze‹ und ihres territorialen Umlandes"

Als charakteristischer Befund der Archäologie der westlichen Hallstattkultur gilt ein enger Bezug zwischen Fürstensitzen, also den mit Zentralisierungs- und Urbanisierungsprozessen verbundenen Siedlungen, und Fürstengräbern, den mit exzeptionell reichen sowie importierten Beigaben ausgestatteten, monumentalen Hügelgräbern. Dabei sind die Prunk- oder Fürstengräber nach wie vor zentrales Quellenmaterial für sozialarchäologische Problemstellungen, für Fragen der Sozio-, Ethno- und Poleogenese und damit auch der Zentralisierungs- und Urbanisierungsprozesse. Auf diesen Zusammenhang zwischen Grabkultur und Urbanisierung, auf Bezüge zwischen Grabluxus, politischer Organisationsform und Siedlungsform zielt das Teilprojekt »Fürstengräber«, und zwar in der vergleichenden Perspektive auf drei unterschiedliche kulturelle Räume der ersten Hälfte des ersten Jahrtausends v. Chr. Im Fokus stehen neben der westlichen Hallstattkultur Etrurien und die etruskisch beeinflussten Landschaften Mittelitaliens sowie das griechisch geprägte Süditalien (Magna Graecia) mit seinen lokalen Kulturgruppen.
Das Projekt bezieht sich damit auf die im Antrag des Schwerpunktprogramms eingeforderten vergleichenden Forschungen, einerseits zur Zentralisierung und Urbanisierung der Kulturen des Mittelmeerraums, andererseits zu den Prunkgräbern. Ausgangspunkt ist die Beobachtung, dass die Prunk- oder Fürstengräber dieser Kulturräume trotz der strukturell ähnlichen Befunde sozialgeschichtlich sehr unterschiedlich interpretiert werden, und damit zwangsläufig auch die mit diesen Gräbern verbundenen Siedlungen. Der Vergleich kann so dazu dienen, theoretische und methodische Ansätze der unabhängig voneinander arbeitenden Forschungsfelder gegeneinander zu stellen, in Hinblick auf die im SPP im Mittelpunkt stehende Hallstatt- und Frühlatènekultur aber auch die sozialarchäologische Diskussion bereichern. In Analogie zu den Verhältnissen des Etrurien der orientalisierenden Zeit sei die These formuliert, dass die eisenzeitlichen Fürstengräber nördlich der Alpen nicht auf eine einzelne Person an der Spitze der Gesellschaftspyramide weisen, sondern eine breiter verteilte Macht belegen. Fürstengräber sind damit zwar Anzeichen für Zentralisierungsprozesse, entsprechende Gräber werden aber nicht mehr angelegt, sobald es tatsächlich zur Ausbildung städtischer Strukturen kommt.
Ein konkreter Zugriff auf Quellenmaterial soll vorrangig über zwei Aspekte erfolgen, die es erlauben, Fürstengräber als Quellen der Siedlungsforschung bzw. in Bezug auf Haus- und Siedlungsstrukturen zu untersuchen. Von besonderem Interesse ist im Rahmen des SPP der topographische Bezug der monumentalen Gräber zu den Siedlungen oder Territorien. Fürstengräber sind als Medium ritueller Kommunikation und territorialer Ansprüche, als monumentale, von der Umgegend abgehobene Orte zentrale Gliederungselemente eines spezifischen Siedlungsgefüges oder Territoriums und damit konstitutive Elemente einer Besiedlungsgeschichte. Zu analysieren ist also die Lage der Fürstengräber: in der Hauptnekropole, in einer kleineren Gräbergruppe, abseits anderer Gräber, nahe der Siedlung / Stadt, im Territorium der Siedlung / Stadt, an Straßen oder auf markanten Geländepunkten.
Zum anderen gelten Fürstensitze als Wohnsitz oder Residenz der in den Fürstengräbern bestatteten Personen. Ein sowohl in irgendeiner Weise architektonisch herausgehobener als auch durch Fundgut deutlich abgesetzter Wohnplatz eines »Hallstatt-Fürsten« ist aber bisher nicht nachgewiesen worden. Die Untersuchung dreier unterschiedlicher kultureller Räume verspricht Ergebnisse darüber, ob Häuser der durch den Bestattungsbrauch herausgehobenen Elite in ähnlichem Maß herausdifferenziert waren wie die Fürstengräber.

Kontakt:
Dr. Beat Schweizer

Links:
http://www.fuerstensitze.de/
http://www.fuerstensitze.de/1916_Fuerstengraeber.htm

Die Architekturfragmente aus dem Sarapeion von Alexandria

Im Rahmen der Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung „Die Sprache der Objekte. Materielle Kultur im Kontext gesellschaftlicher Entwicklungen“ werden erstmalig die Architekturfragmente hellenistischer und römischer Zeit aus dem Sarapis-Heiligtum von Alexandria untersucht. Die Stücke wurden von der Expedition Ernst von Sieglin während der Kampagne 1900/01 ausgegraben und direkt im Anschluss an die Grabung zu „Studienzwecken“ nach Tübingen gebracht, wo sie sich heute im Institut für Klassische Archäologie der Universität befinden.

Die Grabungsdokumentation gelangte in den 1960er Jahren nach München, um dort die Nachlässe der Expeditionsteilnehmer, des Architekten August Thiersch, seines Sohnes, des Archäologen Hermann Thiersch, sowie des Architekten Ernst Fiechter, zu vereinen. Die Nachlässe befinden sich heute im Archiv des Architekturmuseum der TU München und der Bayerischen Staatsbibliothek. Insbesondere Fotos und Zeichnungen der Fragmente, die für die geplante, jedoch nie erfolgte Publikation angefertigt wurden, erlauben eine Herkunftsbestimmung der Tübinger Bauteile aus dem Sarapeion. Darüber hinaus werden die vorhandenen Grabungsberichte und Tagebücher auf Hinweise zum Fundkontext untersucht (Dr. Ingrid Laube).

Die Fragmente in Tübingen werden erstmals systematisch dokumentiert und in ihrem ursprünglichen Bauzusammenhang rekonstruiert (Dr. Ing. Klaus Müller). Darüber hinaus werden die Fragmente aus Marmor und bemalten Kalkstein von Dr. Judit Zöldföldi, Referat Denkmalschutz der Materialprüfungsanstalt der Universität Stuttgart, beprobt. Gerade die Architekturfragmente aus Marmor sind dabei von besonderem Interesse, da Marmor aus Griechenland und Kleinasien importiert werden musste.

Darüber hinaus wird der Frage nach der Bedeutung von Architektur im öffentli­chen Raum nachgegangen sowie ihrer Rolle im interkulturellen Dialog. Gerade in einem politisch wichtigen Heiligtum wie dem des Sarapis dürfte die Wahl der Baudekoration eine zentrale Rolle gespielt haben. Be­wusst gewählte und zum Einsatz gebrachte Baudeko­ration im sakral-politischen Raum ist ein hervorragendes Medium, an dem sich der Verlauf von kulturellen Austausch­prozessen nachvollziehen lässt.

Projektpartner

Institut für Klassische Archäologie, Universität Tübingen

Architekturmuseum der Technischen Universität München

Materialprüfungsanstalt der Universität Stuttgart (MPA)

Förderungsdauer: 2 Jahre

Kontakt:

Dr. Ingrid Laube (Projektkoordinatorin)

Dr. Klaus Müller

Dr. Judith Zöldföldi

Linosa Survey Projekt

gefördert durch die Fritz-Thyssen-Stiftung

Die Vulkaninsel Linosa (Provinz Agrigent, Italien), das antike Aethusa, ist die nördlichste der Pelagischen Inseln. Sie liegt inmitten der Strasse von Sizilien und damit im Zentrum der antiken Seehandelsrouten, die den östlichen mit dem westlichen Mittelmeerraum und Afrika mit Europa verbinden (Abb. 1 und 2). Archäologisch ist die Insel bislang so gut wie unerforscht.
Trotz des Fehlens an natürlichen Süsswasservorkommen erfuhr die Insel eine intensive Besiedlung in der punisch-römischen Antike und in der Neuzeit seit dem mittleren 19. Jh. Diese Besiedlungen wurden ermöglicht durch ein bis heute einzigartig gut erhaltenes, antikes Wasserversorgungssystem, das System der Comprise: an den Berghängen wurden grosse Wassersammel- und speicheranlagen für Regenwasser angelegt, die aufgrund ihrer immensen Kapazität einen integralen Bestandteil der insularen Wasserversorgung ausgemachen. Inselweit haben sich mehr als 150 antike Zisternen erhalten. Die Comprise nutzen den anstehenden Fels der Hänge als natürliches Impluvium, das dort in den Wintermonaten aufgefangene Regenwasser wird zur Speicherung in Zisternen geleitet (Abb. 3 und 4). Eine erste, vorläufige Datierung der Anlagen legt nahe, dass das System bereits in punischer Zeit angelegt und in römischer Zeit weiter ausgebaut wurde.
Gegenstand des Forschungsprojektes ist es, diese Wasserversorgungsanlagen in ihrem naturräumlichen und siedlungstopographischen Kontext in einem topographischen Modell zu dokumentieren. Begleitend wird in einem intensiven Survey die Chronologie der Bau- und Nutzungsphasen der Anlagen präzisiert. Neben wasserhistorischen und -technischen Fragen steht die Besiedlungsgeschichte der Insel im Fokus der Forschungen.

Literatur

T. Ashby, Lampedusa, Lampione, and Linosa, Annales of Archaeology and Anthropology IV, 1911, 11-34.
P. Calcara, Descrizione dell Isola di Linosa (Palermo 1851).

Feldsurvey in Herakleia am Latmos

Herakleia am Latmos liegt etwa 150km südlich der heutigen Großstadt Izmir an der kleinasiatischen Westküste und damit in der antiken Landschaft Karien. Die Stadt wurde vermutlich in der zweiten Hälfte des 4. Jhs. v. Chr. am Fuße des Latmos-Gebirges und an der Küste des latmischen Golfes angelegt und hat vor allem aufgrund ihrer hervorragend erhaltenen Befestigungsanlagen überregionale Bekanntheit erlangt.
Noch wesentlich interessanter macht den Platz allerdings die Tatsache, dass hier auch noch die Vorgängersiedlung der lokalen, karischen Urbevölkerung mit Namen Latmos in unmittelbarer Nähe existierte und erforscht werden konnte. Diese wurde aufgelöst, als sich nach dem Tode Alexander des Großen einer seiner Nachfolger (Pleistarch? Asandros? Demetrios Poliorketes?) an dieser Stelle eine Residenzstadt oder einen Truppenstützpunkt schaffen wollte und die Stadt als „Herakleia am Latmos“ neu gründete. Die Bewohner wurden hierfür zwangsweise aus mehreren umliegenden Städtchen (Synoikismos) umgesiedelt und so wie an anderen Stellen im frühen Hellenismus ein völlig neuer Stadtorganismus griechischen Zuschnittes geschaffen.

Die Fortsetzung dieses traditionsreichen deutschen Surveyprojektes (gefördert durch die Gerda Henkel Stiftung und das Deutsche Archäologische Institut) ist im Augenblick ganz auf die Entwicklung der Besiedlungsgeschichte konzentriert. Hatten die letzten beiden Jahrzehnte unter der Leitung von A. Peschlow (DAI Berlin) hauptsächlich die Erforschung des Umlandes in Chalkolithikum und Bronzezeit (Felsmalereien, Siedlungsplätze, hethitische Inschriften) zum Ziel, so geht es seit der Kampagne 2010 um die dynamischen Prozesse der Eisenzeit, in denen eine Gründung der lokal ansässigen Karer von einer rein griechisch geprägten Nachfolgesiedlung abgelöst wird.
Vieles, das Verhältnis der verschiedenen ethnischen Bevölkerungsgruppen zueinander betreffend, liegt dabei noch im Dunkeln, zumal die materielle Kultur der Karer erst seit den letzten beiden Jahrzehnten als einigermaßen fassbar bezeichnet werden kann.

Intensive Begehungen (samt Oberflächenfundanalyse) der insgesamt fünf verschiedenen, durch Mauern voneinander getrennten Siedlungsareale, sollen letztlich zum besseren Verständnis der relativ-chronologischen Entwicklung beitragen. In der Kampagne 2010 wurde aus diesem Grund zunächst ein Plan erstellt, der die jeweilige und grundsätzliche Besiedlungsmöglichkeit der einzelnen Areale zum Inhalt hatte.
Umfangreiche Arbeiten an dem bereits 1990 begonnenen, aber aufgrund der schwierigen topographischen Verhältnisse niemals fertiggestellten neuen Stadtplan sind in der Kampagne 2011 angelaufen, wobei der Anfertigung von Luftbildern mithilfe einer unbemannten Flugdrohne (Oktokopter) eine wichtige Rolle zukam. Neben diversen Strukturen, die noch nicht eingemessen worden waren, standen die Klassifizierung und Kategorisierung der bereits verzeichneten architektonischen Reste im Vordergrund des Interesses.
2012 sollen noch die Heiligtümer und die Nekropolen eingehender untersucht werden; in direktem Anschluss ist die Vorlage einer ersten Monographie zur Stadt und ihren Bauten geplant.

Mitarbeiter:
Dr. S. Solovyov (Eremitage St. Petersburg), Dr. O. Hülden (LMU München), D. Krüger MA (DAI Istanbul), A. Galeano, S. Kioukioukali, K. Opitz (Universität Tübingen)

Encyclopaedic Dictionary of Phoenician Culture

The “Encyclopaedic Dictionary of Phoenician Culture” (EDPC) is a research project originally promoted by the Consiglio Nazionale delle Ricerche, Roma, in synergy with the CSIC (Consejo Superior de Investigaciones Científicas, Madrid) and the University of Tübingen: Katholisch-Theologische Fakultät, Abt. Biblische Einleitung und Zeitgeschichte from 2015 to 2019 and, from 2020 onwards, Philosophische Fakultät, Institut für Klassische Archäologie, now main headquarters of the Scientific Editorial Board.

The aim of the project is to provide complete and up-to-date information on Phoenician and Punic culture. Current knowledge on Phoenicians and Carthaginians (with close attention to their various interactions with other cultures) will be presented as a sequence of themed volumes in the form of an encyclopaedia with the structure of a dictionary, dealing respectively with history, religion, language and written sources, socio-economic life, and archaeological sites of both the Levant and the Central and Western Mediterranean. The work is composed of more than 2000 entries, written by ca 200 contributors from 20 different countries,

As part of a collection, each volume should be considered as belonging to a set: in one sense independent but at the same time inseparable from the others both in respect of the amount of information included and the network of cross-references linking the various lemmata. Each entry is written by one or more specialists in order to combine methodology and expertise. Thanks to an internal cross-reference system, all information is presented analytically. The main objective is to provide students and scholars with a reliable tool, at the highest level in terms of content and methodology, which includes a basic bibliography for each lemma.

website which contains a number of sample entries in various languages (in an earlier version), is available for the general public. For the time being, the “Entries (texts)” section is reserved for the collaborators of the Project. Permission to consult this section will be given by the Scientific Editorial Board upon request.

Already published 

Project Organigram

Chief Editors
Paolo Xella, Roma/Tübingen
José Ángel Zamora López, Madrid
Herbert Niehr, Tübingen

Associate Editors
Andrea Ercolani, Valentina Melchiorri, Wilfred G. E. Watson

Editorial Scientific Board
Vincenzo Bellelli, Francesca Guarneri, Dagmar Kühn, Umberto Livadiotti, Giuseppe Minunno, Renata Schiavo
In collaboration with:
Laura Attisani, Marta Lotta, Ilaria Orri, Hanni Töpfer Schön

International Advisory Scientific Board
Maria Giulia Amadasi Guzzo (Roma), Ana Margarida Arruda (Lisboa), María Eugenia Aubet (Barcelona), María Belén Deamos (Sevilla), Sandro Filippo Bondì (Viterbo), Annie Caubet (Paris), Izak Cornelius (Stellenbosch), Roald Docter (Gent), Mhamed Hassine Fantar (Tunis), Nota Kourou (Athens), Lorenza Ilia Manfredi (Roma), María Cruz Marín Ceballos (Sevilla), Valérie Matoïan (Lyon-Paris), Cristina E. Murer (Tübingen), Josephine C. Quinn (Oxford), Wolfgang Röllig✝︎ (Tübingen), Hélène Sader (Beirut), Thomas Schäfer (Tübingen), Paola Santoro (Roma), Francesca Spatafora (Palermo), Peter van Dommelen (Providence), Nicholas Vella (La Valletta), Marguerite Yon (Lyon-Paris)

Linguistic Advisors
Brigitte Pargny, Wilfred G. E. Watson

Graphics and Information Technology Expert
Marcello Bellisario (Archeologia Progettazione e Servizi S.r.l., Roma)
Other collaborations:
Giulio Credazzi (Roma), IT Expert
Roberto Pistoso (Verona), Editorial and Management Support

Früheisenzeitliche Keramik aus Kalapodi (Phokis)

Das Heiligtum von Kalapodi liegt in der zentralgriechischen Landschaft Phokis in der Grenzregion zu Lokris und Böotien an einer wichtigen Überlandroute, welche in der Antike vom korinthischen Golf über Delphi und das Kephissostal an den Euripos bzw. nach Orchomenos führte (Abb. 1). Es handelt sich um einen der zentralen Kultplätze der antiken Phokis, der von der aktuellen Forschung mit dem erstmals bei Herodot (Hdt. 1, 46; 8, 33. 134) erwähnten Orakelheiligtum des Apollon von Abai identifiziert wird. Das Heiligtum mit seinen beiden zentralen Kultgebäuden – dem Nord- und dem Südtempel – wurde von der Abteilung Athen des Deutschen Archäologischen Institutes in mehrjährigen Grabungskampagnen unter der Leitung von R. C. S. Felsch (1973–1982), W.-D. Niemeier (2004–2013) und K. Sporn (2014–2020) intensiv erforscht und zählt heute zu den wenigen griechischen Heiligtümern, in denen sich eine lückenlose Kontinuität kultischer Aktivitäten von der späten Bronzezeit bis in die byzantinische Epoche hat nachweisen lassen.

Im Rahmen des von der DFG geförderten Projektes „Die protogeometrische und geometrische Feinkeramik aus dem Heiligtum von Kalapodi: Chronologie, Ritualcharakter und Konnektivität eines früheisenzeitlichen Kultplatzes in Phokis“ soll die bemalte Drehscheibenkeramik aus den Grabungen in Kalapodi als eine der für die frühe Eisenzeit (ca. 1000 – 700 v. Chr.) wichtigsten Fundgattungen systematisch dokumentiert, nach typo-chronologischen und archäometrischen Gesichtspunkten klassifiziert sowie einer kontextuellen Auswertung unterzogen werden. Die ganzheitliche Analyse der stratifizierten Keramikensembles lässt Ergebnisse erwarten, anhand derer die Fundkeramik in Hinblick auf die Zusammenhänge zwischen einzelnen Grabungsbefunden, auf funktionale Aspekte und die daraus ableitbare Rekonstruktion von Aktivitäten im Heiligtum sowie auf die regionale und überregionale Vernetzung des Kultplatzes bzw. seiner Klientel untersucht und im epochenübergreifenden Kontext der lokalen bzw. regionalen Keramiktechnologie und -produktion verortet werden kann. Jenseits des primären Ziels, die in der Fundkeramik inhärenten Informationen zu erschließen, mithilfe derer eine bessere Charakterisierung des früheisenzeitlichen Heiligtums von Kalapodi möglich sein wird, hat das Vorhaben das Potential, einen substantiellen Beitrag zur Erforschung der protogeometrischen und geometrischen Keramik in der zentralgriechischen Region zu leisten.

Kooperationen

Deutsches Archäologisches Institut DAI Abteilung Athen

14th Ephorate of Prehistoric and Classical Antiquities, Lamia

Stratigraphie und Kontext: Dr. Jan-Marc Henke, DAI Abteilung Athen

Archäometrische Analysen: Dr. Anno Hein, National Centre of Scientific Research “Demokritos”, Aghia Paraskevi

 

Fundbearbeitungskampagne Kalapodi 2023

Vom 12. Juni bis 13. Oktober 2013 fand im Depot in Kalapodi die erste Dokumentationskampagne des Projektes statt. Primäres Ziel waren die Sichtung der projektrelevanten Keramikbestände aus den Grabungen von R. Felsch (1973-1982), W.-D. Niemeier (2004-2013) und K. Sporn (2018) im Depot, die Auswahl, Vorbereitung und geordnete Ablage des diagnostischen Materials für die weitere Bearbeitung (Abb. 1) sowie der Beginn der Dokumentationsarbeiten. Die im Vorfeld der Kampagne auf Basis der Grabungsdokumentation ermittelten stratigraphischen Befundkontexte der protogeometrischen bis früharchaischen Zeit wurden systematisch gesichtet, die darin vergesellschaftete Feinkeramik für die Fundstatistik numerisch erfasst und in rund 2.100 Sammelaufnahmen photographisch festgehalten (Abb. 2). Parallel zur Auswahl der diagnostischen Stücke für die weitere Bearbeitung und deren Inventarisierung erfolgte die kontextübergreifende Suche nach Anpassungen und Zusammengehörigkeiten zwischen den Gefäßfragmenten, welche zum besseren Verständnis der stratigraphischen Zusammenhänge in dem gesamten Grabungsareal beitragen (Abb. 3). Besonders die Gefäßanpassungen zwischen Kontexten der Grabungen von R. Felsch und W-D. Niemeier (Abb. 4. 5) unterstützen die Korrelation dieser beiden methodisch voneinander abweichenden und teilweise sich überschneidenden Grabungsstratigraphien. Während diese der eigentlichen Dokumentation vorangehenden Arbeiten für einen Teil der Keramikbestände aus den älteren Grabungen (1973-1982) erst im kommenden Jahr beendet werden können, wurden sie für die neueren Grabungen (2004-2013 und 2018) bereits abgeschlossen und es konnte mit der Dokumentation der nunmehr etwa 7.500 inventarisierten Gefäßindividuen begonnen werden. Bis zum Ende der Kampagne wurden für rund 2.600 Gefäßindividuen aus den Grabungsjahren 2004-2007 und 2018 eine Zeichnung erstellt und die Katalogdaten einschließlich einer ersten fabrikatstypologischen Charakterisierung erhoben; die diagnostische Feinkeramik aus den Grabungsjahren 2004 und 2018 wurde in knapp 1.670 Einzelaufnahmen photographisch dokumentiert.

Projektmitarbeitende: Zeichnerin Ch. Kolb (Athen); studentische Hilfskraft M. Hutai (Tübingen)

Logistische Unterstützung: D. Grigoropoulos (DAI Athen); K. Kock-Paraskeva (DAI Athen); Ch. Vaporakis (Kalapodi/Museum Atalanti); A. Himi (Kalapodi)

 

Projektrelevante Literatur (Auswahl)

R. C. S. Felsch, Kalapodi. Bericht über die Grabungen im Heiligtum der Artemis Elaphebolos und des Apollon von Hyampolis 1978–1982, mit Beiträgen von K. Braun, M. Jacob-Felsch, G. Hübner, A. Nitsche, M. Salta und einer Studie zu den Mythen von Hyampolis von P. Ellinger AA 1987, 1–99

R. C. S. Felsch (Hrsg.), Ergebnisse der Ausgrabungen im Heiligtum der Artemis und des Apollon von Hyampolis in der antiken Phokis, Kalapodi 1 (Mainz 1996)

R. C. S. Felsch, Opferhandlungen des Alltagslebens im Heiligtum der Artemis Elaphebolos von Hyampolis in den Phasen SH IIIC - spätgeometrisch, in: R. Laffineur – R. Hägg (Hrsg.), Potnia. Deities and Religion in the Aegean Bronze Age, Proceedings of the 8th International Aegean Conference, Göteborg 12.-15. April 2000, Aegaeum 22 (Liège 2001) 193–199

R. C. S. Felsch (Hrsg.), Ergebnisse der Ausgrabungen im Heiligtum der Artemis und des Apollon von Hyampolis in der antiken Phokis, Kalapodi 2 (Mainz 2007)

I. Kaiser, Rituelle Mahlzeiten im spätbronzezeitlichen (SH III A) bis früheisenzeitlichen (SG) Heiligtum von Kalapodi, in: S. Gerlach – D. Raue (Hrsg.), Forschungscluster 4 Heiligtümer. Gestalt und Ritual, Kontinuität und Veränderung. Sanktuar und Ritual – Heilige Plätze im archäologischen Befund, Menschen – Kulturen – Traditionen, ForschungsCluster 4, 10 (Rahden/Westf. 2013) 295–297

I. Kaiser – L.C. Rizzotto – S. Strack, Development of a Ceramic Cultic Assemblage. Analyzing Pottery from Late Helladic IIIC through Late Geometric Kalapodi, in: S. Verdan – Th. Theurillat – A. Kenzelmann Pfeyffer (Hrsg.), Early Iron Age Pottery: A Quantitative Approach. Proceedings of the International Round Table Organized by the Swiss School of Archaeology in Greece (Athens, November 28–30, 2008) (Oxford 2011) 29–44

W. D. Niemeier, Das Orakelheiligtum des Apollon von Abai/Kalapodi. Eines der bedeutendsten griechischen Heiligtümer nach den Ergebnissen der neuen Ausgrabungen, TrWPr 25 2013 (Wiesbaden 2016)

K. Sporn, Extraurban oder Urban? Zu den phokischen Nationalheiligtümern von Abai und Hyampolis und dem Heiligtum von Kalapodi, in: H. Bumke (Hrsg.), Kulte im Kult. Sakrale Strukturen extraurbaner Heiligtümer, Internationale Tagung des Forschungsprojektes „Kulte im Kult“ der Nordrhein-westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg vom 12. bis 13. Februar 2012 (Rahden/Westf. 2020) 119–142

M. B. Toffolo – A. Fantalkin – I. S. Lemos – R. C. S Felsch – W.-D. Niemeier – G. D. R. Sanders – I. Finkelstein – E. Boaretto, Towards an Absolute Chronology for the Aegean Iron Age: New Radicarbon Dates from Lefkandi, Kalapodi and Corinth, PLos One 8, 12, 2013, e83117 <https://doi.org/10.1371/journal.pone.0083117 > (26.02.2021)