Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters

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Untersuchungsfelder und Methoden

1. Untersuchungen des Rohmaterials

Zur Charakterisierung des Rohmaterials werden Materialanalysen mit LA-ICP-MS (induktiv gekoppelter Plasma-Massenspektrometrie einer mit Laserablation gewonnenen Materialprobe) durchgeführt, sowohl im Curt-Engelhorn-Zentrum für Archäometrie in Mannheim als auch im IRAMAT in Orléans. Dabei handelt es sich um eine Spurenelementanalyse mit einem (durch ein induktiv gekoppeltes Argonplasma angeregten) Massenspektrometer. Diese Methode ermöglicht eine quantitative Ermittlung sowohl der Haupt- als auch der Spurenelemente im unteren ppm-Bereich (Kovacs et al. 2009; Schlosser et al. 2009) und dient einer detaillierten Klassifikation von Materialgruppen. Der Vergleich mit Goldlegierungen bekannter europäischer Lagerstätten (vgl. Schmiderer 2009) soll neue Erkenntnisse erbringen, sowohl zur Provenienz des Goldes als auch zur Technologie der Rohstoffgewinnung sowie zu Distribution und Austausch von Gold während der Hallstattzeit.

2. Untersuchungen zur Verarbeitung des Goldes bzw. zur Herstellung der Objekte

Ein besonderer Schwerpunkt des Projekts liegt auf den angewandten Herstellungstechniken und Arbeitsprozessen in der Anfertigung der Goldobjekte (chaîne opératoire). Dabei sollen räumliche Beziehungen über Werkstattidentitäten (nach Form- und Herstellungsypen) und Stilregionen sowie technische Entwicklungen herausgestellt werden. Wesentlich für die kulturgeschichtliche Interpretation ist zudem die Einordnung des technologischen Standes zur Herstellung von Prestigeobjekten innerhalb des Feinschmiedehandwerks nördlich der Alpen. Die Untersuchung der verschiedenen Verbindungstechniken in der Konstruktion mehrteiliger Objekte und zur "Veredelung" von Objekten aus Buntmetall oder organischen Materialien scheint hinsichtlich technikgeschichtlicher als auch wissenschaftlich-methodischer Gesichtspunkte von besonderer Bedeutung.

Die Vorgehensweise der technologischen Studien schließt folgende Aspekte mit ein:

3. Untersuchungen zu Form und Ornamentik

Ein systematischer Vergleich der Objektformen und der Punzmuster verschiedener Formtypen soll katalogisiert werden. Damit können mögliche lokale Traditionen und Innovationen sowie fremde Einflüsse im Kunsthandwerk (stilistisch und technisch) verdeutlicht werden, über die letztendlich eine flächenübergreifend typologische und stilistische Einordnung der Goldobjekte erfolgen kann.

4. Untersuchungen zu Gebrauch und Funktion der Objekte

Über die Zusammenstellung der archäologischen Daten sowie die optischen Untersuchungen der Objekte sollen weiterführende kulturhistorische Interpretationen zu Zweck und Umlauf von Prestigeobjekten sowie zur Einordnung des kulturellen Kontextes ermöglicht werden.

5. Recherchen zur Objekthistorie

Kulturhistorische Interpretationen und Erkenntnistheorien in bisherigen Berichten und Publikationen sollen katalogisiert werden.

6. Zusammenführung aller Daten

Die gewonnenen Daten sollen in einer im Projekt angefertigten Datenbank gesammelt und die bisherigen Interpretationen hinsichtlich neuer Erkenntnisse zur technologischen und kulturhistorischen Einordnung der Goldobjekte in einer abschließenden Synthese überprüft werden.