Institut für Medienwissenschaft

19.10.2012

Julian Meinhardt, Student der Medienwissenschaft, ist mit seiner Fotografie „Gegenlicht“ Preisträger des 2. Fotowettbewerbs am Institut für Medienwissenschaft

Die Preisverleihung erfolgte am 17. Oktober 2012 im Rahmen der Ausstellungseröffnung in den Räumlichkeiten des Instituts

Ulrich Hägele, Vorsitzender der Jury in seiner Würdigung:

Der Preisträger hat das Thema „Licht und Schatten“ in dreierlei Hinsicht vorbildlich umgesetzt: Zunächst überzeugt Schwarzweiß als Medium innerhalb einer ausgeklügelten Komposition in bildarchitektonischer wie visueller Hinsicht. Schwarze und weiße Flächen, wechseln sich mit sanft anmutenden Zwischentönen. Sie verleihen der Fotografie eine wohl proportionierte Ästhetik. Im Zentrum des Motivs befindet sich eine fotografierende ältere Frau. Sie steht in einem tunnelartigen Raum, ist frontal durch eine unsichtbare Lichtquelle angestrahlt, vis à vis kontrastiert durch eine plankonkav tief schwarze Fläche, geformt durch eine Biegung im Tunnel.

Festgehalten ist offensichtlich der Moment, in dem die im Profil gezeigte Protagonistin an ihrer Kamera ebenfalls den Auslöser betätigt. Ihr Bildmotiv befindet sich wie die Lichtquelle außerhalb des Bildraumes und ist für den Betrachter nicht verifizierbar. Die Ästhetik der changierenden Schwarzweißflächen, der harten Linien zwischen Licht und Schatten sowie der Moment des Stillhaltens während des Auslösevorgangs verleihen der Komposition eine visuelle und eine inhaltliche Spannung – Kennzeichen einer qualitätvollen Fotografie.

Ein symbolisch-metaphorischer Aspekt schließlich resultiert aus dem Zusammenspiel von dem augenscheinlich fixierten Moment des Fotografierens – frei nach Proust konnotierbar als „stillgestellte Zeit“ – und einem Doppeleffekt, nämlich des Fotografierens eines fotografischen Aktes. Der Fotografierende scheint sich damit selbst zu sehen. Vielleicht als Spiegelung, oder vielleicht eher in der Abstraktion des eigenen Seins, etwa im Prozess des Alterns und dem Verlangen danach, bei besonders schönen Momenten, die Zeit dann und wann einmal anhalten zu können. Im übertragenen Sinn ist die Fotografie „Gegenlicht“ deshalb als eine Art ironisiertes Selbstportrait interpretierbar, das zugleich die Eigenschaften des fotografischen Bildes – Realitätsnähe einerseits, Dekonstruktion von Wirklichkeit andererseits und die eingefrorene Zeit – auf den Punkt bringt.

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