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08.09.2023

Erneut ERC Starting Grant am Fachbereich Wirtschaftswissenschaft

Prof. Ralph Lütticke wirbt einen ERC Starting Grant für das Projekt "AIRMAC" zur Einführung des Faktors Ungleichheit in der Einkommens- und Vermögensverteilung in makroökonomische Modelle von Wirtschaftszyklen

Erneut ist mit Prof. Ralph Lütticke ein Mitglied des Fachbereichs beim European Research Council erfolgreich gewesen. Die ERC Grants gehören zu den renommiertesten Stipendien, die in der europäischen Forschungslandschaft eingeworben werden können. Entsprechend groß war die Freude an der Universität Tübingen und am Fachbereich Wirtschaftswissenschaft über diesen erneuten Erfolg. Prof. Lütticke wird sich in seinem Forschungsprojekt „AIRMAC“ damit beschäftigen, wie die Ungleichheit in der Einkommens- und Vermögensverteilung in makroökonomische Modelle von Wirtschaftszyklen aufgenommen werden kann.

Gleich sechs Mal konnten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität und des Universitätsklinikums Tübingen in der aktuellen Vergaberunde des Europäischen Forschungsrats (ERC) einen Starting Grant einwerben. „Dies ist ein herausragender Erfolg für die Universität und den gesamten Forschungsstandort Tübingen“, sagte die Rektorin der Universität, Professorin Karla Pollmann. Nie zuvor habe Tübingen in einer Auswahlrunde derart viele ERC-Grants gewinnen können, die mit ihrer hochdotierten Projektförderung zu den prestigeträchtigsten Förderformaten weltweit zählen. Mit den Starting Grants stattet der ERC herausragende junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit zusätzlichen Mitteln in ihrer Forschungskarriere aus.

In seinem ERC-Projekt „Aggregate and Idiosyncratic Risk in Macroeconomics” (AIRMAC)– Aggregierte und idiosynkratische Risiken in der Makroökonomie – ist der Ausgangspunkt von Prof. Lütticke, dass bisher in vielen wirtschaftswissenschaftlichen Modellen etwa bei der Untersuchung von Rezessionen Faktoren wie Unternehmen oder Privathaushalte aggregiert verwendet wurden, um sie handhabbar zu machen. Diese sollen nun in diesem Projekt ausdifferenziert werden. „Nimmt man für die privaten Haushalte einen Busfahrer und einen Banker in die Rechnung auf, wird deutlich, dass Ungleichheit eine Rolle spielt. Diese Berufsgruppen haben nicht nur unterschiedliche Einkommen, sondern werden auch von Rezessionen unterschiedlich getroffen“, erklärt er.

Häufig setzten in der Vergangenheit mangelnde Rechenkapazitäten Grenzen. „In den vergangenen zehn Jahren sind bereits Modelle entstanden, in die Ungleichheit einbezogen wurde“, berichtet er. „Zunächst wurden aber die Haushalte so behandelt, als würden sie etwa eine anbrechende Rezession gar nicht mitbekommen.“ Lütticke will in neuen Modellen abbilden, wie aggregierte Risiken individuelle Entscheidungen beeinflussen.

Die dafür nötigen Algorithmen will Lütticke als einen Werkzeugkasten entwickeln, der auch der Politik für die Berechnung praktischer Fragen aus der Geld- oder Fiskalpolitik zur Verfügung steht, um etwa die Auswirkungen von Transferzahlungen auf die Wirtschaftskreisläufe zu prüfen. Die neuen Computeralgorithmen sollen gerade die Perspektive eines einzelnen Haushalts auf die Wirtschaft insgesamt zulassen, um zum Beispiel zu klären, wer arbeitslos werden könnte oder wessen Haus-preise stärker schwanken, und wie dies Entscheidungen am Arbeits- oder Immobilienmarkt beeinflusst. Bei der Entwicklung der grundsätzlichen Methodik mit der ERC-Förderung legt Lütticke Daten von Bürgern aus den USA zugrunde, die eine der einflussreichsten Ökonomien der Welt darstellen, sowie aus Dänemark, wo der Staat zahlreiche Daten der Bürger erhebt.

Die neuen ERC Starting Grants an der Uni Tübingen:

  • Dr. Christian Bentz, Seminar für Sprachwissenschaft
    Projekt: „EVINE” zur Erforschung der Evolution der visuellen Ko-
    dierung von Informationen noch vor der Entwicklung von Schrift
  • Dr. Katrin Franke, Forschungsinstitut für Augenheilkunde
    Projekt: „Eye to Action“ zur Erforschung der Verarbeitung visuel-
    ler Informationen im Gehirn bei der Steuerung des Verhaltens
  • Professor Ralph Lütticke, Volkswirtschaftslehre
    Projekt: „AIRMAC“ zur Einführung des Faktors Ungleichheit in der
    Einkommens- und Vermögensverteilung in makroökonomische
    Modelle von Wirtschaftszyklen
  • Dr. Lukas Mager, Medizinische Klinik, Innere Medizin I
    Projekt: „SOAR” zur Erforschung von entzündlichen Darmerkran-
    kungen und Darmkrebs
  • Professor Christian Schürch, Institut für Pathologie und Neuro-
    pathologie
    Projekt: „CAR-TIME“ zur Erforschung der Immuntherapie mit
    CAR-T-Zellen bei Lymphdrüsenkrebs
  • Dr. Maria Spyrou, Institut für Naturwissenschaftliche Archäologie
    Projekt: „PROTOPEST“ zur Erforschung des Einflusses von Epi-
    demien auf soziokulturelle Umbrüche in der Bronzezeit

Weitere Informationen finden sich hier.

 

 

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