Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 4/2013: Forschung

Tübinger Wissenschaftler mit Nahostprojekt unter den Top 3 beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis

Forschungsprojekt erarbeitet Wege aus der Wasserknappheit in der Jordanregion ‒ und bringt Vertreter aller betroffenen Länder an einen Tisch

Das „GLOWA Jordan River“ Projekt erforscht die nachhaltige Nutzung von Wasser in der Jordanregion und hat dafür nun eine hohe Anerkennung erhalten: Am 22. November wurde der von der Universität Tübingen koordinierte Verbund beim Forschungspreis des Deutschen Nachhaltigkeitspreises als eines der drei besten Projekte ausgezeichnet. Die Bundesregierung ehrte die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler damit für ihr langjähriges Engagement für die Jordanregion. Verliehen wurde der Forschungspreis „Nachhaltige Entwicklungen 2013“ am 22. November 2013 in Düsseldorf. (www.forschungspreis.de)

Der europaweit einmalige Preis wird jährlich an Nachhaltigkeitsforscher vergeben, die Deutschland in den Bereichen Klima, Energie, Ressourcen und Umwelttechnologien voranbringen. Das Projekt GLOWA Jordan River habe einen grenzüberschreitenden, Frieden stiftenden Effekt, so die Begründung der Jury. „Es zeigt anwendbare Möglichkeiten auf zur Verhinderung eines zu befürchtenden Zukunftsszenarios ‚Kriege um Wasser‘.“

Im GLOWA Projekt erarbeiteten Tübinger Wissenschaftler unter Leitung von Professorin Dr. Katja Tielbörger (Vegetationsökologie) Handlungsstrategien zur Lösung der Wasserkrise im Nahen Osten. Sie kooperierten dabei mit Hydrologen, Ökologen, Klimatologen, Soziologen und Wirtschaftswissenschaftlern aus Deutschland, Israel, Jordanien und den Palästinensischen Autonomiegebieten sowie mit etlichen Entscheidungsträgern der Region. Die Wasserverfügbarkeit pro Kopf ist in der Jordanregion eine der niedrigsten weltweit und verlangt, nicht zuletzt wegen der komplexen politischen Lage, innovative Strategien, um die geteilten Ressourcen Wasser und Land nachhaltig zu nutzen.

Diesen Herausforderungen hat sich das Forschungsprojekt gestellt und vielfältige Maßnahmen grenzüberschreitend erarbeitet, unter anderem durch Regenwassergewinnung, künstliche Grundwasseranreicherung, Wassertransfers, Entsalzung oder Abwasserwiederaufbereitung. Durch die untersuchten Optionen könnte bis 2050 je nach politischer und wirtschaftlicher Lage die regional verfügbare Wassermenge um 60 bis100 Prozent erhöht werden, auch ohne umstrittene Projekte wie einen Kanal zwischen Rotem Meer und Totem Meer umzusetzen. Das GLOWA Jordan River Projekt hat Produkte geschaffen, die durch die gemeinsame Entwicklung mit Anwendern direkt auf deren Bedarf zielen. Ergebnisse sind in einem eigens entwickelten online-Atlas öffentlich zugänglich und fließen bereits in die nationalen Managementpläne und Klimastrategien der Region ein.

Zwischen den Wissenschaftlern aus verschiedensten Disziplinen und hochrangigen Vertretern aus Ministerien in Israel, Jordanien und der Palästinensischen Autonomiebehörde wurde ein grenzüberschreitender Dialog zu umstrittenen Ressourcen angestoßen und eine Atmosphäre gegenseitigen Vertrauens geschaffen. In diesem Umfeld sehen sich die regionalen Partner verpflichtet, in die Initiative zu investieren, um so dem Thema Nachhaltigkeit eine neuartige Facette hinzuzufügen. Das deutsche Wissenschaftlerteam um Katja Tielbörger hat dabei die Rolle des Katalysators für den Dialog. Das Zusammenbringen aller Parteien ist ein großer Verdienst dieser Nachhaltigkeitsforschung.

Informationen zum Forschungsprojekt unter: www.glowa-jordan-river.de

Bericht in attempto! Nr. 33/2012 (S. 23):
www.uni-tuebingen.de/fileadmin/Uni_Tuebingen/Allgemein/Dokumente/attempto/attempto33.pdf

Kontakt:

Prof. Dr. Katja Tielbörger
Universität Tübingen
Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät
Telefon +49 7071 29-74246 oder 29-74247
katja.tielboerger[at]uni-tuebingen.de
coordination[at]glowa.uni-tuebingen.de

Maximilian von Platen