Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 4/2013: Forschung

ERC Consolidator Grant für Tübinger Geowissenschaftler

Professor Dr. Todd Ehlers erhält zwei Millionen Euro für das Projekt „EXTREME“

Der Europäische Forschungsrat fördert einen weiteres Projekt an der Universität Tübingen: Professor Dr. Todd Ehlers aus dem Fachbereich Geowissenschaften der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät bewarb sich erfolgreich um einen ERC Consolidator Grant. Nun wird sein Projekt „Extreme Tectonics and Rapid Erosion in Mountain Environments“ (EXTREME) für fünf Jahre mit zwei Millionen Euro unterstützt.

Todd Ehlers kam 2009 von der University of Michigan, USA, an die Universität Tübingen und leitet die Forschungsgruppe „Earth System Dynamics“. Er erforscht die Bewegungen und Verformungen der Kontinentalplatten und die Auswirkungen dieser Dynamik auf das Klima. Die Plattengrenzen sind Bereiche besonders großer Aktivität, an denen sich die Erdoberfläche verformt. Daraus ergeben sich große Gefahren für den Menschen wie Erdbeben, Erdrutsche und extreme Klimabedingungen. Die Erforschung der Deformationen soll helfen, mit diesen bisher schwer berechenbaren Gefahren besser umgehen zu können.

Im Mittelpunkt des EXTREME-Projekts stehen die Wechselwirkungen zwischen dem Klima und der Tektonik an Knickpunkten entlang von Plattengrenzen. Anders als in bisherigen Studien geht Todd Ehlers davon aus, dass die besonders schnellen Deformationsprozesse an diesen Knickpunkten nicht von oben nach unten, etwa durch Erosion, angestoßen werden. Vielmehr bauen sie sich von unten nach oben auf, ausgehend von der Kontinentalplatte, die beim Zusammenstoß an einer Plattengrenze unter die Nachbarplatte abgetaucht ist. Die untergetauchte Platte verformt sich an den hier untersuchten Bereichen der Plattengrenze nicht nur in zwei, sondern in drei Dimensionen und kann dadurch auch in der übergelagerten Platte großräumige Deformationen bewirken. Wenn sich wie beim Himalaya oder den Anden ganze Gebirge auftürmen, können sich die tektonischen Verschiebungen auch auf das Klima auswirken – bis hin zu globalen Klimaveränderungen.

Der Geowissenschaftler will erstmals ein umfassendes Modell der zeitlichen und räumlichen Vorgänge entwickeln: In dieses sollen dreidimensionale thermomechanische Modelle der Verformungen und Hebungen an den Plattengrenzen ebenso eingehen wie ein Modell der Atmosphäre, das die Änderungen der klimatischen Verhältnisse bei verschiedenen Landschaftsformen an der Plattengrenze widerspiegelt. In einer Prozessmodellierung werden die Atmosphären- und mechanischen Modelle gekoppelt und im Vergleich mit vergangenen tektonischen und klimatischen Ereignissen im Himalaya, in Alaska, in den Olympic Mountains im Nordwesten der USA und in den Anden optimiert.

Mit dem ERC Consolidator Grant des Europäischen Forschungsrats werden Wissenschaftler mit mehrjähriger Forschungserfahrung beim Aufbau einer Karriere und ihres eigenen Forschungsteams unterstützt. Die Kreativität junger, vielversprechender Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler soll gefördert, neue Ideen in die Forschungsfelder getragen werden. Die Ausschreibung erfolgt themenoffen und über alle Bereiche der Wissenschaft hinweg. Jedes Projekt wird mit bis zu zwei Millionen Euro über maximal fünf Jahre finanziert.

Antje Karbe

Kontakt:

Prof. Dr. Todd Ehlers
Universität Tübingen
Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät
Fachbereich Geowissenschaften
Telefon +49 7071 29-73152
todd.ehlers[at]uni-tuebingen.de

Die Europäische Union fördert Spitzenforscher mit den sogenannten ERC Advanced Grants. Mit den bis zu 2,5 Millionen Euro sollen neuartige und risikoreiche Forschungsvorhaben bis zu fünf Jahre Planungssicherheit bekommen. Neben Jäger erhielten von der Universität Tübingen auch der Medizinprofessor Bernd Pichler für sein Projekt „Multiparametrische Tumorbildgebung“ und der Archäologe Professor Ernst Pernicka für die Isotopenanalyse des Zinns in bronzezeitlichen Artefakten ERC Advanced Grants. 2013 kam Professor Dr. Hans-Georg Rammensee vom Interfakultären Institut für Zellbiologie der Universität Tübingen hinzu, er erhielt den Advanced Grant des Europäischen Forschungsrats für sein Projekt „Mutation-driven immunoediting of human cancer?“ (Mutaediting).


2012 hatten sich außerdem drei Wissenschaftler der Universität Tübingen erfolgreich um ERC Starting Grants für Nachwuchswissenschaftler beworben: Junior-Professor Dr. Johannes Krause vom Institut für Naturwissenschaftliche Archäologie der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät, Dr. Hendrikje Nienborg vom Exzellenzcluster Werner Reichardt Centrum für Integrative Neurowissenschaften (CIN) und Professor Dr. Andreas Kappler vom Fachbereich Geowissenschaften der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät werden in ihrer Forschung für fünf Jahre mit 1,9 Millionen (Nienborg) und 1,5 Millionen Euro (Kappler, Krause) unterstützt.


Insgesamt forschen aktuell fünf Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an der Universität Tübingen mit einem ERC Advanced Grant, fünf weitere mit einem ERC Starting Grant sowie jetzt Todd Ehlers mit einem ERC Consolidator Grant.