Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 1/2024: Studium und Lehre

Prio 1 für Wohnheimbau und Mensa Wilhelmstraße

Die neue Geschäftsführerin des Studierendenwerks Edith Hein will gemeinsam mit der Universität konstruktiv gestalten

Edith Hein hat zum 1. Dezember 2023 die Geschäftsführung des Studierendenwerks (Stuwe) Tübingen-Hohenheim übernommen. Im Interview erzählt sie von den ersten Wochen im Amt, ihren Plänen in verschiedenen Aufgabenbereichen und dem Wunsch, nah an den Bedürfnissen der Studierenden zu sein.
[Hinweis: Das Gespräch wurde bereits Mitte Januar geführt.]

Frau Hein, Sie sind neu in Tübingen. Was hat Ihnen auf Anhieb gefallen?

Die schöne historische Stadt, das lebendige Umfeld, die vielen jungen Menschen auf der Straße und die schönen belebten Cafés.

Neben Tübingen ist das Stuwe noch für weitere 12 Hochschulen an mehreren Standorten zuständig. Wie verschaffen Sie sich einen Überblick über Ihren Zuständigkeitsbereich?

Ich habe mir für meine ersten Wochen ein strammes Besuchsprogramm stricken lassen, um möglichst viele unserer Standorte kennenzulernen und den Kontakt zu den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen aufzunehmen. Zugleich habe ich die ersten Gespräche mit den Hochschulleitungen gesucht. Diese Gespräche sind Kennenlerngespräche, aber eben auch solche, in denen die Themen transportiert werden, die am schwersten auf der Seele drücken. Da habe ich sehr viel Input bekommen. Es wird jetzt der nächste Schritt sein, die Dinge zu strukturieren und zu priorisieren.

Was sollte nach 100 Tagen im Amt zumindest aufgegleist sein?

Wir haben ein großes Thema hier in Tübingen, das wird die Wiedereröffnung der Mensa Wilhelmstraße sein – nach aktuellem Stand zum Wintersemester 2024/25. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Wohnungsnot. Wir haben seit Anfang der 2000er-Jahre sehr, sehr viel saniert in bestehenden Wohnheimen in Tübingen. Aber das Thema Wohnheimneubau ist eines der Prio-1-Themen, die ich zumindest aufgegleist haben will. Vielleicht nicht in den ersten 100 Tagen, aber zumindest in diesem Jahr.

Ein Neubau auf dem Schiebeparkplatz und in der Nauklerstraße ist schon seit Jahren Thema. Wie ist da der Stand?

Ich bin dazu mit der Hochschulleitung und mit der Stadt in den ersten Gesprächen. Wir müssen verschiedene Optionen ausloten. Das ist nicht nur der Schiebeparkplatz, wir haben ja auch eine Liegenschaft in der Pfrondorfer Straße. Ich kenne zum Teil die Details der Objekte noch nicht, aber wir haben demnächst Gespräche mit allen Beteiligten. Ich brauche ja meine Partner in diesem Thema: an erster Stelle die Universität, dann die Stadt und das VBA, das Amt für Vermögen und Bau. In einem halben Jahr können wir vielleicht mehr sagen.

Für internationale Studierende ist die Wohnungssuche besonders schwierig. Haben Sie einen besonderen Fokus auf diese Gruppe?

Es gibt feste Kontingente für internationale Studierende, die mit der Uni vereinbart sind. Wir werden zukünftig eine steigende Zahl an internationalen Studierenden haben. In einem Termin mit Frau Scheer [Prof. Dr. Monique Scheer, Prorektorin für Internationales] möchte ich ausloten, wie sich die Internationalität entwickeln wird. Da werden wir als Studierendenwerk auch entsprechend reagieren. Uns ist dieses Thema der ganz besonderen Herausforderung, als junger Mensch aus anderen Kontinenten hier anzukommen, durchaus bewusst.

Ebenfalls sehr begehrt sind Kitaplätze. Sie betreiben die Kindertagesstätte in der Wilhelmstraße, auf dem Berg gibt es keine Stuwe-Kita mehr. Planen Sie einen Ausbau der Plätze oder einen zweiten Standort?

Wir sind erst mal froh, dass wir den Standort in diesem Umfang halten können. Erzieherinnen und Erzieher sind rar auf dem Arbeitsmarkt. Das ist aktuell unsere große Herausforderung. Bevor ich über weitere Standorte nachdenke, brauche ich Stabilität an den bestehenden, dass ich auch sicherstellen kann, dass die Kita offen ist und wir ein zuverlässiger Partner für unsere Studierenden mit Kind sind. Der Tarifvertrag hat für unsere Erzieherinnen und Erzieher nicht unbedingt eine attraktive Lösung gebracht. Ich hoffe aber dennoch, dass unsere Mitarbeiter sich uns verbunden fühlen. Das Thema Mitarbeiterbindung ist ein grundsätzliches, gerade im öffentlichen Dienst. Nicht nur auf die Kita-Beschäftigten bezogen ist das etwas, das mir sehr am Herzen liegt. Unser wertvollstes Gut sind unsere Mitarbeiter, und Wertschätzung muss auch sichtbar sein.

Zurück zur Mensa Wilhelmstraße: Gibt es schon konkrete Umzugspläne?

Ich muss planen, wenn ich die Kochtöpfe zu Semesterbeginn zum Dampfen bringen will. Es sieht so aus, dass wir das Gebäude im Sommer übernehmen und mit der finalen Einrichtung starten können. Der Umzug der Gerätschaften aus der Shedhalle in die Wilhelmstraße wird in den Semesterferien sein, damit der Betrieb möglichst wenig gestört wird. Dann werden wir in den Testlauf gehen, ob alles passt. Nach einem ersten Planungstreffen nächste Woche werden die einzelnen Teams ihre Arbeit aufnehmen.

Das klingt, als könnte es tatsächlich was werden zum Wintersemester.

Ich habe den festen Willen. Und wenn es so wird, wie ich es auf den Plänen sehe, dann dürfen sich alle darauf freuen: einen offenen, hellen, lichtdurchfluteten Raum mit einer guten Struktur. Die Pläne sind ja immer wunderbar, aber das erwarte ich mir auch: dass das wirklich ein toller Ort nicht nur zum Essen, sondern auch zur Begegnung wird.

In der Pressemitteilung zu Ihrem Amtsantritt werden Sie mit der Aussage zitiert, das Studierendenwerk müsse sich an die geänderte Lebenswirklichkeit der Studierenden anpassen. Was meinen Sie damit?

Das betrifft zum einen den Bereich Essen. Das Hybride des Studierens aus den Corona-Jahren hat sich ein Stück weit erhalten, und wer zu Hause ist, kommt eben nicht in die Mensa. Die Frage ist: Wie hält sich der Studierende jetzt an der Uni auf und wie können wir mit passenden Angeboten auf ihn zugehen? Auch im Bereich Wohnen haben wir mittlerweile eine höhere Flexibilität; Auslandssemester spielen eine große Rolle. Ich kenne das: Ich hatte im Studium einen Wohnheimplatz und die Frage „Gehe ich ins Ausland?“. Ich wusste, wenn ich zurückkomme, kriege ich keinen Platz mehr, also habe ich es damals gelassen. Aber wie können wir heute mit der höheren Mobilität während des Studiums umgehen? Ich muss nah an die Studierenden rankommen, um zu evaluieren, was die Studierenden brauchen und was wir ihnen zur Unterstützung anbieten können - sei es im Essen, im Wohnen oder im Sozialen. Der Studierende ist mein Kunde und ich möchte den Kundenwunsch verstehen. Ich denke, dass wir als Studierendenwerk ein wertvoller Partner unserer Studierenden, aber auch der Hochschulen sind. Mein Ziel ist, dass wir das in allen Teilbereichen weiterentwickeln und offen und konstruktiv gestalten.

Das Gespräch führte Tina Schäfer