Uni-Tübingen

Start des Sommersemesters - Lesung in der Shedhalle

Am Freitag, dem 21.04.2023, 20.00 Uhr, lasen Student*innen des SLT vor ca. 90 Besucher*innen in der Shedhalle (Schlachthausstraße 13) aus ihren Texten.

Neben dem Hör-Genuss neuer Texte aus dem SLT und der Begrüßung durch die Leiterin Nancy Hünger gab es die Möglichkeit, die Kursleiter*innen des Zeitschriften-Seminars, Martha Sappler und Mirek Heissenbüttel, kennenzulernen, Kontakte zu knüpfen und an einer Verlosung noch freier Seminarplätze teilzunehmen. 

Presse:

Schwäbisches Tagblatt

"Kreatives Schreiben ist auch für die Forschung nützlich"
Das Studio Literatur und Theater startet ins Sommersemester.
24.04.2023

„Als sich diese Veranstaltung noch in Vorbereitung befand, entschieden wir uns gegen das Adjektivattribut ‚feierlich‘ im Ankündigungstext“, erklärte Nancy Hünger am Freitagabend in der Shedhalle: „Zu pathetisch und unangemessen schien es uns.“ Inzwischen trauere sie dem kleinen Wörtchen hinterher, denn: „1993, vor dreißig Jahren also, hat Wolfgang Hegewald erstmals die Leitung des Studios Literatur und Theater angetreten.“ Gerade deshalb, und weil das SLT von Beginn an massiven Kürzungen und Bedrohungen ausgesetzt gewesen sei, besonders auch in jüngster Vergangenheit zu kämpfen hatte und sich trotzdem halten konnte, gebe es sehr wohl einen Grund zu feiern. Und so ließen Studierende die Sprache und ihre Raffinessen mit alten und neuen Texten hochleben.

Vorab hielt Leiterin Nancy Hünger noch ein Plädoyer für das Interesse an der Erforschung und Reflexion des gesprochenen und geschriebenen Wortes: „Es bleibt mir unbegreiflich, dass wir als historische Subjekte so wenig Aufmerksamkeit auf die Spracharbeit verwenden und Sprache blind reproduzieren, wo wir doch wissen, dass Sprache immer auch einen Handlungsakt impliziert!“ Es werde auch oft vergessen, dass sich Kunst und Wissenschaft einen Darstellungsraum der Sprache teilen: „Schreiben ist eine basale Technik der Erkenntnisfindung und somit aller Wissenschaft. Insofern ist kreatives, nicht zweckorientiertes Schreiben auch für Forschung und Wissenschaft nützlich.“ Denn das kreative Schreiben bringe die Freiheit mit sich, nicht auf vermeintliche Gewissheiten bauen oder festgesteckte Forschungsziele verfolgen zu müssen. In der Vermittlung des kreativen Schreibens, der Schärfung und Übersetzung des Beobachteten in Sprache liege die Arbeit des Studios Literatur und Theater.

Und diese Vermittlung, das Innehalten, scheint großen Anklang zu finden. Das Festhalten einer alltäglichen Zugfahrt, die detaillierte Beschreibung eines interessanten Gesichts: Acht Studierende präsentierten dem Publikum ihre Texte. Neben vielen Prosa-Texten kam auch die Lyrik nicht zu kurz. So erheiterte Konstantin Fahrner die Gemüter mit seinem Lautgedicht zum Thema „Wasser ist Leben“. Beeindruckend auch, wie er in einem anderen Text mit einer Silbenvariation des Wortes „Intelligibilität“ Musik erzeugte.

Was braucht es, um sich von sprachlichen Konventionen befreien und sich ganz dem kreativen Schreibfluss hingeben zu können? Vielleicht ist es das Träumen, das alle Vortragenden miteinander verband. Dabei waren es weniger die großen Träume nach der Weite und dem Neuartigen, die literarisch verarbeitet wurden, sondern vielmehr einfache Tagträumereien, die sich oftmals zu abstrakten Gespinsten weiterentwickelten. Wie der Bürostuhl in Klaus Oehlers Text „An der Luft“, der plötzlich autonom wird, eine tierische Gestalt annimmt und den Protagonisten bei einem Abenteuer durch die Nacht begleitet. „So ein Bürostuhl ist ein sensibles Wesen. Scharren kann ein frühes Warnzeichen für eine Erkrankung des Darms sein!“