Uni-Tübingen

Verleihung der Nachhaltigkeitspreise 2018 und Sustainability Lecture zum Thema „Nachhaltige Entwicklung als Perspektive für Unternehmen: Das Beispiel (der Firma) Ritter“

Am 15. November 2018 wurden zum achten Mal die Nachhaltigkeitspreise für Abschlussarbeiten der Universität Tübingen vergeben. Auch dieses Jahr fand die feierliche Abendveranstaltung wieder im Festsaal der Alten Aula statt. Kanzler Dr. Rothfuß eröffnete sie mit einer Ansprache, in der er die vielfältigen Aktivitäten von Universitätsangehörigen für eine Nachhaltige Entwicklung hervorhob; Prof. Dr. Thomas Potthast, Sprecher des Ethikzentrums und geschäftsführender Vorsitzender des Beirats für Nachhaltige Entwicklung der Universität Tübingen, moderierte den Abend. Nach der Ehrung der Preisträger*innen durch die Übergabe der Urkunden durch die Kanzler Dr. Rothfuß und Prof. Potthast, hatten die ausgezeichneten Absolvent*innen die Möglichkeit, ihre Arbeiten in einem fünfminütigen Kurzbeitrag („pitch“) vorzustellen. Ausgezeichnet wurden drei Bachelor-, zwei Master- und eine Zulassungsarbeit. Die thematische Bandbreite war hoch und schloss von Permakultur-Forschung, über Wasserkraft am Nil und der Spaltung von Ligninmodellen bis hin zu Potenzialen der Biomasse zur Energiewende sowie dem Abbau umweltschädlicher Subventionen auch die Disziplinen Ethnologie, Chemie, Friedensforschung und Internationale Politik, Geoökologie und Geographie mit ein.

Ein Höhepunkt der Veranstaltung war die Sustainability Lecture, welche direkt im Anschluss an die Preisverleihung vom Waldenbucher Unternehmer Alfred T. Ritter gehalten wurde. Herr Ritter betonte, dass wir wirtschaften, um Leben zu verbessern – nicht nur unseres, sondern im Idealfall alle Leben von in der Produktionskette beteiligten Menschen. Aus diesem Grund ist ein nur auf Wachstum ausgelegtes Wirtschaftssystem ein sterbendes System, in dem er selbst nicht leben möchte. Faktoren wie das BIP berücksichtigen weder die Versauerung der Böden noch den Eintrag von Mikroplastik in die Weltmeere, die schwierig mit reinen Zahlen zu berechnen sind.

Bei der Grundzutat von Schokolade – Kakao, ein an der Börse gehandeltes Produkt, – ist sich Herr Ritter ganz sicher: schlechte Qualität schmeckt man. Dies bezieht sich nicht nur auf qualitativ minderwertigen Kakao an sich, sondern auch auf das menschliche Leid, welches in Kakao und somit auch Schokolade stecken kann: Armut, Kinderarbeit und Menschenhandel. Aus diesem Grund stärkt die Firma Ritter Sport die Beziehungen zu seinen Kakaobauern und -bäuerinnen, die vielfach in Kooperativen organisiert sind, und hat Geld in die eigene Plantage „El Cacao“ in Nicaragua investiert, wo Artenvielfalt und faire Löhne Grundpfeiler für guten Kakao sind. Denn Spitzenschokolade gibt es nur mit Spitzenkakao und wer die Vision verfolgt, die beste Schokolade der Welt zu produzieren, muss deshalb auch in die dahinterstehenden Menschen investieren. Die Erfolge auf dem Weg in eine nachhaltigere Schokoladenproduktion benannte Herr Ritter ebenso wie noch nicht gelösten Fragen, beispielsweise in Teilen der Milchproduktion. Auch in der lebhaften Diskussion mit dem Publikum wurde beides, die Herausforderungen und die positiven Lösungsansätze für eine nachhaltige Wirtschaft, die sich nicht dem einseitigen quantitativen Wachstumszwang unterwirft, gemeinsam mit dem Festredner besprochen.