Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 4/2014 – 20.10.2014

Editorial

Liebe Leserinnen,
liebe Leser,

seit Wochen sehen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die mit Tieren forschen, massiven Angriffen ausgesetzt. Radikale „Tierschützer“ versuchen ein Klima der Angst zu erzeugen und schüchtern Forscherinnen und Forscher ebenso wie ihre Familien massiv ein. Die biomedizinische Grundlagenforschung an Tieren wird als absurd oder sinnlos diffamiert.


Die Universität Tübingen, die Medizinische Fakultät und das Universitätsklinikum Tübingen treten diesen Angriffen entschieden entgegen. Unsere Forscherinnen und Forscher arbeiten auf der Basis geltender Gesetze und klarer und geprüfter ethischer Prinzipien. Alle Tierversuche unterliegen einer strengen Genehmigungspraxis und einer unabhängigen behördlichen Kontrolle. Die Tierhaltungsbedingungen wurden und werden kontinuierlich verbessert.


Ziel sowohl der Grundlagenforschung als auch der klinischen Forschung am Standort Tübingen ist es, dem Wohle der Menschen zu dienen. Die großen Fortschritte, die die Medizin in den vergangenen 150 Jahren erlebt hat, waren nur durch den ständigen Austausch von biomedizinischer Grundlagenforschung und anwendungsorientierter klinischer Forschung möglich.


Tierversuche haben bis heute immer wieder eine Schlüsselrolle gespielt. Ohne sie gäbe es eine Vielzahl wirksamer Medikamente, zuverlässiger Impfungen, sicherer Bluttransfusionen und operativer Verfahren wie Organtransplantationen nicht. Die enormen Erfolge, die die Medizin in den vergangenen Jahrzehnten etwa bei der Bekämpfung von Herzkreislauferkrankungen oder Krebs, in der Erwachsenen- und Kinder- und Jugendmedizin erzielen konnte, wurden ebenfalls erst durch Tierversuche möglich. Die Universität Tübingen, die Medizinische Fakultät und das Universitätsklinikum Tübingen waren und sind an diesen Forschungen maßgeblich beteiligt. Vieles wurde bereits erreicht. Viele medizinische Herausforderungen sind aber noch zu bewältigen.


In nahezu allen Industrieländern altert die Gesellschaft teils rasant. Damit einher geht ein deutlicher Anstieg der Zahl neurodegenerativer Erkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson. Viele dieser Krankheiten verstehen wir erst in Ansätzen. Nur eine systematische Erforschung des Gehirns – von den kleinsten Bausteinen angefangen – kann uns jene Antworten geben, die den Weg zu erfolgversprechenden Therapien aufzeigen. Einen Gegensatz zwischen Grundlagenforschung und klinischer Forschung gibt es daher nicht. Ohne eine Erforschung der biomedizinischen Grundlagen kann die klinische Forschung nicht erfolgreich sein. Deswegen sind Tierversuche auch in der Grundlagenforschung unerlässlich. Die aktuell mit dem Nobelpreis für Medizin erfolgte Auszeichnung von wissenschaftlichen Arbeiten auf dem Feld der neurowissenschaftlichen Grundlagenforschung unterstreicht einmal mehr die große Bedeutung der tierexperimentellen Forschung in der Biomedizin und der damit verbundenen Chancen für künftige Entwicklungen in der klinischen Medizin.


Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an der Universität Tübingen, an der Medizinischen Fakultät und am Universitätsklinikum Tübingen sind sich ihrer Verantwortung gegenüber Mensch und Tier bewusst. Jeder Tierversuch setzt ein Lebewesen einer Belastung aus. Deswegen werden Tierversuche nur dann eingesetzt, wenn alternative Methoden nicht zur Verfügung stehen. Auch an diesen alternativen Methoden forschen Tübinger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler intensiv. Ihre Arbeit wurde in den vergangenen Jahren mehrfach ausgezeichnet. Dem Einsatz von Zellkulturen, Gewebeproben oder Computersimulationen bleiben allerdings Grenzen gesetzt. Ein vollständiger Verzicht auf Tierversuche ist daher derzeit nicht möglich. Er wäre gleichbedeutend mit einem Verzicht auf neue Medikamente und neue Therapien für bislang nicht behandelbare Erkrankungen. Dies halten wir für ethisch nicht verantwortbar.

Professor Dr. Bernd Engler
Rektor

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Forschung

Erfolg beim diesjährigen Times Higher Education World University Ranking

Die Universität Tübingen sieht sich wegen ihres diesjährigen überaus erfreulichen Abschneidens beim Times Higher Education (THE) World University Ranking mit kritischen Nachfragen konfrontiert. „Dass Tübingen sich um rund 100 Plätze auf Rang 113 verbessert hat, ist allerdings nicht Resultat von Datenmanipulationen, wie Presseartikel insinuierten“, stellte Rektor Professor Dr. Bernd Engler fest. „Die Universität ist im aktuellen THE-Ranking entsprechend ihrer Leistungszahlen adäquat positioniert – sie wurde in den vergangenen Jahren aufgrund nicht sachgemäßer Datenmeldung bzw. Datenerhebung unverdient schlecht platziert. Wir haben in diesem Jahr strikt die Vorgaben für das THE-Ranking beachtet und für das THE benötigte Daten exakt recherchiert“, ergänzte Engler. [mehr]

Sicherheit in deutschen Städten

Im Forschungsprojekt „Aspekte einer gerechten Verteilung von Sicherheit in der Stadt“ (VERSS) am Internationalen Zentrum für Ethik in den Wissenschaften (IZEW) der Universität Tübingen sollen Aspekte der Sicherheit in Städten untersucht werden. In Stuttgart und Wuppertal werden dazu Untersuchungen hinsichtlich der Kriminalitätsbelastung, aber auch darüber hinaus im Hinblick auf die Bewältigung von Großschadensereignissen und die alltäglichen Sicherheitsprobleme durchgeführt. Einen Schwerpunkt bildet die auf ethnographische Methoden zurückgreifende dichte Beschreibung von Formen bürgerschaftlichen Engagements, in denen sich die Beteiligten mit Fragen zur Sicherheit auseinandersetzen. Ziel ist letztendlich die Erarbeitung von Leitlinien, die die Forschungsergebnisse für die Akteure urbaner Sicherheit nutzbar machen. [mehr]

Faszinierende Fischaugen: Haben Tübinger Wissenschaftler die Lichtreflexortung entdeckt?

Forscher am Institut für Evolution und Ökologie der Universität Tübingen sind möglicherweise einer bisher unbekannten Ortungsmethode von Fischen zum Aufspüren der Beute im Meer auf die Schliche gekommen – vielleicht entpuppt sich die kühne Idee aber auch als Täuschung. Das wollen sie nun mit einer Projektförderung der Initiative „Experiment!“ der VolkswagenStiftung herausfinden, die Unsicherheiten in der Forschung zum Programm gemacht hat. [mehr]

Feierliche Eröffnung des Hector-Instituts für Empirische Bildungsforschung

Mitte September wurde das neue Hector-Institut für Empirische Bildungsforschung mit einem Festakt eröffnet. Es ist als Forschungsinstitut innerhalb der Universität Tübingen angelegt. In dem neuen Institut geht die bisherige Abteilung Empirische Bildungsforschung und Pädagogische Psychologie am Institut für Erziehungswissenschaft der Universität auf. In den kommenden zehn Jahren wird die Hector Stiftung II das Tübinger Forschungsinstitut großzügig unterstützen. Des Weiteren finanziert das Land Baden-Württemberg eine international angelegte, in das Institut integrierte Postdoktorandenakademie. [mehr]

„Die Gefahr durch Ebola ist hier sehr, sehr gering“

Wie hoch ist das Ebola-Risiko in Tübingen? Was würde in einem Verdachtsfall passieren? Und wie beteiligen sich die Tropenmediziner des Universitätsklinikums am Kampf gegen die Epidemie? Jörg Schäfer hat den Direktor des Instituts für Tropenmedizin, Professor Dr. Peter Kremsner, dazu für „Uni Tübingen aktuell“ interviewt. [mehr]

Kleinste, feinste Messungen

Dr. Martínez Pérez ist Festkörperphysikerin und erforscht die Magnetfelder, die durch Nanopartikel erzeugt werden. Bis 2016 ist sie als Humboldt-Stipendiatin bei Professor Dr. Dieter Kölle und Professor Dr. Reinhold Kleiner am Physikalischen Institut der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Tübingen zu Gast. [mehr]

Humboldt-Professorin für die Universität Tübingen

Die Universität Tübingen hat den Zuschlag für eine weitere Alexander-von-Humboldt-Professur erhalten. Mit Deutschlands höchstdotiertem internationalen Forschungspreis kann die Pflanzengenetikerin Professorin Marja Timmermans, die derzeit am Cold Spring Harbor Laboratory (USA) forscht, 2015 nach Tübingen geholt werden. Die Humboldt-Professur wird für fünf Jahre mit bis zu fünf Millionen Euro gefördert und soll weltweit führende Wissenschaftler zum Wechsel an deutsche Hochschulen motivieren. [mehr]

Distinguished Professorship für den japanischen Physiker Hidetoshi Katori

Über die im Rahmen der Exzellenzinitiative eingerichteten Gastprofessuren hat die Universität Tübingen den Physiker Professor Dr. Hidetoshi Katori von der Universität Tokio und dem japanischen Forschungsinstitut RIKEN auf drei Jahre berufen. Der Physiker, dessen Spezialgebiet supergenaue Atomuhren sind, wird in den kommenden drei Jahren immer wieder zu Forschungsaufenthalten ans Physikalische Institut der Universität Tübingen kommen. Daneben wird er auch in der Lehre tätig sein und Vorlesungen über seine Forschungsarbeiten halten. [mehr]

Studium und Lehre

Juniordozenturen: Innovative Lehrkonzepte und bessere Betreuung von Studienanfängern

Hochschullehrer, die sich vorrangig um eine gute Lehre kümmern – ohne den Druck, Drittmittel für Forschungsprojekte einwerben zu müssen: Seit Ende 2011 gibt es an der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität sechs Juniordozentinnen und -dozenten in den Fachbereichen Biochemie, Biologie, Chemie, Informatik, Mathematik und Physik. Finanziert werden sie über den Projektantrag „Erfolgreich studieren in Tübingen (ESIT)“. Ziel ist es, die Betreuungssituation insbesondere für Studienanfängerinnen und -anfänger zu verbessern. Dazu bieten die Juniordozenten unter anderem Propädeutika, Einführungskurse, Tutorien und neue Peer-Learning-Module an und setzen innovative Lehrformen und -technologien im Unterricht ein. [mehr]

Erfolgreiche Systemakkreditierung

Die Universität Tübingen ist systemakkreditiert. Zum 29. September 2014 erhielt sie das Siegel, mit dem sie Bachelor- und Masterstudiengänge künftig eigenverantwortlich akkreditieren kann. Dafür hat die Universität ein internes Qualitätssicherungssystem für den Bereich Studium und Lehre aufgebaut, das Studiengänge künftig durchlaufen werden. [mehr]

Campus-Management der nächsten Generation

Die Universität Tübingen plant die Erneuerung ihres Campus-Management-Systems, der Zeithorizont dafür liegt bei etwa fünf Jahren. Das bisherige „Campus-Portal“ stößt technisch-funktional bereits heute an seine Grenzen. Eine Ablösung wird daher notwendig, auch um den inzwischen deutlich gestiegenen Anforderungen an ein modernes Campus Management zu genügen. [mehr]

Dies Universitatis: Erstsemesterbegrüßung, Lehr- und Sonderpreis, studentischer Markt der Möglichkeiten

Auch in diesem Jahr eröffnete die Universität Tübingen traditionell das Wintersemester mit dem Dies Universitatis. Nach einem öffentlichen Auftakt am Mittwochabend, in dessen Rahmen die Ehrensenatorenwürde an die Theologin Margot Käßmann verliehen wurde, richteten sich die verschiedenen Angebote am Donnerstag vor allem an die Neu-Immarikulierten. [mehr]

Studium Professionale Preis 2014

Das Studium Professionale ist das Kursprogramm für den Erwerb von Schlüsselqualifikationen und Orientierungswissen an der Universität Tübingen. Immer wieder entstehen dabei hervorragende und richtungsweisende Arbeiten. Der Studium Professionale Preis ehrt seit 2008 solche herausragenden Arbeiten und Projekte. Die diesjährige Preisverleihung fand zum Ende des Sommersemesters statt. [mehr]

Uni intern

Anlaufstelle für Beschäftigte: Die Psycho-soziale Beratungsstelle wird 20

Vor 20 Jahren, im Oktober 1994, begann Karla Polen-Beer damit, die Psycho-soziale Beratungsstelle der Universität Tübingen aufzubauen. Ob Konflikte im Team oder persönliche Krisen: Heute ist ihr Büro feste Anlaufstelle für Beschäftigte der Universität Tübingen.
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Leute

Neuer Prorektor für Forschung

Der Umweltgeowissenschaftler Professor Dr. Peter Grathwohl ist seit 1. Oktober 2014 neuer Prorektor für Forschung der Universität Tübingen und damit zugleich für sechs Jahre hauptamtliches Mitglied der Hochschulleitung. Peter Grathwohl tritt als Prorektor für Forschung die Nachfolge von Professor Dr. Herbert Müther an, der das Amt des Prorektors für Forschung acht Jahre bekleidet hat. [mehr]

Neu berufen: Professorin Dr. Sarah Dessi Schmid

Professur für Romanische Sprachwissenschaft (Philosophische Fakultät) [mehr]

Neu berufen: Professorin Dr. Heike Brötz-Oesterhelt

Professur für Mikrobielle Wirkstoffe (Mathematisch-Naturwissenschaftliche und Medizinische Fakultät) [mehr]

Neu berufen: Professor Dr. Frank Saliger

Professur für Strafrecht, Strafprozessrecht, Wirtschaftsstrafrecht und Rechtsphilosophie (Juristische Fakultät) [mehr]

Renommierter Mykologe, engagierter Lehrer und Forscher

Zum Tode von Privatdozent Dr. Robert Bauer ein Nachruf von Franz Oberwinkler [mehr]

Personalnachrichten (Rufe, Ehrungen, Jubiläen)

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Termine und Veranstaltungen

Präsidentin der Parlamentarischen Versammlung des Europarats zu Gast

Anne Brasseur, luxemburgische Politikerin und Alumna der Universität Tübingen, ist seit Januar 2014 Präsidentin der Parlamentarischen Versammlung des Europarats. Anfang Oktober sprach sie in Tübingen über die Rolle des Europarats als Verteidiger der Menschenrechte, der Demokratie und des Rechtsstaates. [mehr]

Veranstaltungshighlights im Wintersemester

11. Weltethos-Rede – Poetikdozentur 2014 – Ausstellung „25 Jahre Gleichstellungsbüro – 110 Jahre Frauenstudium“ – Ausstellung „querhandeln“ [mehr]

Forum

Ehrensenatorenwürde für Margot Käßmann

Im Rahmen des Dies Universitatis hat die Universität Tübingen Mitte Oktober die Ehrensenatorenwürde an die Theologin Professor Dr. Dr. h. c. Margot Käßmann verliehen. Während des öffentlichen Festaktes im voll besetzten Festsaal überreichte Rektor Professor Dr. Bernd Engler die Urkunde und Ehrenmedaille an die Botschafterin des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland für das Reformationsjubiläum 2017. [mehr]

Ein Tag für digitale Medien

Um die Vielfalt ihrer elektronischen Angebote vor allem bei Studierenden bekannter zu machen, veranstaltet die Universitätsbibliothek Tübingen am 21. Oktober einen „E-Bib-Tag“. Studierende sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Universitätsbibliothek werden an Ständen im Ausleihzentrum und im Rechner-Pool ganztägig Kurzpräsentationen zu verschiedenen digitalen Angeboten zeigen. In den benachbarten Räumen bieten studentische Tutoren beispielsweise Einführungen in die Arbeit mit Smartboards an, die auch an Schulen immer verbreiteter sind. „Wir wollen zeigen, welche Angebote und Möglichkeiten die Unibibliothek im digitalen Bereich bietet“, sagt Dr. Marianne Dörr, Leitende Direktorin der Universitätsbibliothek. [mehr]