Universitätsbibliothek

Ein Forsthandbuch aus dem Jahr 1788

Ursprünglich wurde der Wald von der Bevölkerung frei genutzt. Die Karolinger nahmen ihn als erste in Besitz und machten daraus einen Königswald. Es folgte die Zeit des landesherrlichen Waldes, in der unser Handbuch entstand, bis sich im 19. Jahrhundert vor allem durch die Säkularisation der Staatswald entwickelte.

Die Forstverwaltung bestand bereits im Mittelalter aus einem leitenden Amtmann, dem Forstmeister, Förster und den Forstknechten. Das Forstmeisteramt wurde überwiegend an Adelige vergeben, ihnen unterstellt war der Förster, der sein Amt weitervererben konnte. Von Beginn an stellten die vielen Landesherren territorial gültige Forstordnungen auf, die die Gebote und Verbote im Wald mehr oder weniger erfolgreich regelten.

Im 18. Jahrhundert hatte die Jagd der fürstlichen Landesherren im Wald absolute Dominanz. Der Forstmeister war in Wahrheit ein adliger Oberjäger und hatte eine bescheidene bis keine forstliche Ausbildung. Die Forstverwaltung war der Jagdverwaltung untergeordnet.
Bis ins 18. Jahrhundert hinein hatte der Wald sehr gelitten. Unvorstellbare Verwüstungen durch Kriege, Rodungen für Landwirtschaftsflächen und für den Bau ganzer Schiffsflotten und nicht zuletzt durch Misswirtschaft gaben um 1750 Grund für die berechtigte Befürchtung einer großen Holznot. Die Verwaltung von Jagd und Forst wurde endlich getrennt, das Adelsprivileg gelockert und schließlich aufgehoben.

Laut der Vorrede in unserem Forsthandbuch hatte Friedrich Wilhelm II., König von Preußen, bei Regierungsübernahme im Jahr 1786 den Befehl erteilt, die preußischen Forste besser zu verwalten. Er beauftragte daher Friedrich August Ludwig von Burgsdorf (1747-1802), vorliegendes Handbuch zu verfassen. Burgsdorf hatte eine Ausbildung als Jagdpage am gothaischen Hof absolviert, bereiste daraufhin Europa und kaufte sich den Posten eines Forstsekretärs und die Verwaltung des Reviers Tegel. Dort legte er Plantagen mit in- und ausländischen Hölzern an und machte sich im internationalen Samenhandel einen Namen. Sein Forsthandbuch wurde zeitweise zum Lehrbuch und diente bei Prüfungen als Grundlage.

Burgsdorf formulierte die Notwendigkeit, die Forstbediensteten mit gründlicheren Kenntnissen zu versehen, Theorie und Praxis miteinander zu verbinden, falsches „Wissen“ nicht an die Jüngeren weiterzugeben und die „Anfänger“ nicht durch die reichlich vorhandene Forstliteratur zu verwirren. Das Handbuch umfasst beinahe 800 Seiten, davon allein fast 300 Seiten über Holzarten, Samen und Böden – schließlich galt es, den verwüsteten Wald aufzuforsten. Weitere Abhandlungen unterrichten über mathematische Försterkenntnisse, ökonomisch-technische Kenntnisse und „Über Forst- Kameral- und Polizeisachen für Förster.“

In seiner Vorrede kündigt der Verfasser einen zweiten Band an sowie einen weiteren mit „Abbildungen der Einhundert deutschen Holzarten“, der im Jahr 1800 erschienen ist. Die einhundert Holzarten werden im ersten Band beschrieben.

Im 19. Jahrhundert entstanden zahlreiche forstliche Ausbildungsstätten in Deutschland. Im Jahr 1818 wurde an der Universität Tübingen ein forstlicher Lehrstuhl errichtet.

Der Bestand an forstwissenschaftlicher historischer Literatur an der UB Tübingen stammt zu großen Teilen aus der Privatbibliothek des Heidelberger Forstwissenschaftlers Christoph Wilhelm Gatterer (1759-1838).

Und zum Schluss aus Tübingen:

„Man vertraut also Männern große Waldungen an, die weder von der Rechenkunst, noch vom Feld- und Körpermessen, noch von der Schiffs- und Civilbaukunst, noch von Anlegung ordentlicher Gehaue und Taxiren der Wälder, noch vom Einsammeln des so verschiedenen Holzsaamens, oder von Anpflanzungen der Bäume etc. richtige Kenntnisse haben, und läßt sie nach Gutdünken schalten und walten…“

Von Christian Friedrich Reuß (1745-1813), Professor der Arzneiwissenschaft in Tübingen und Bruder des Bibliothekars Jeremias David Reuß. Christian Friedrich Reuß „hat ausserordentlich viel Botanisches, Oekonomisches, Chemisches und rein Medicinisches geschrieben“.

Quellen / Literatur

Abel, Gottlieb Friedrich (Kupferstecher) ; Reitter, Johann Daniel (Forst-Rath): Abbildungen Der Hundert Deutschen Wilden Holz-Arten Nach Dem Numern-Verzeichnis Im Forst-Handbuch Von F. A. L. Von Burgsdorf… Stuttgart, 1800. UB-Signatur: Ek 52.4
(https://idb.ub.uni-tuebingen.de/opendigi/Ek52_qt)

Burgsdorf, Friedrich August Ludwig von: Forsthandbuch. Berlin, 1788 und 1796.
UB-Signatur: Ek 259-1 und -2.

Ernst, Christoph: Den Wald entwickeln. München, 2000. (E-Book UB-Tübingen).

Hasel, Karl ; Schwartz, Ekkehard: Forstgeschichte. Remagen, 2002. UB-Signatur: 43 A 8281.

Reuß, Christian Friedrich von: Physisch-ökonomische Beobachtungen, Vorschläge und Erfahrungen über einen sparsameren und nützlichern Gebrauch des Holzes. Leipzig, 1801. UB-Signatur: Ek 308-1.

Schuler, Hans-Karl: Grundzüge der Forstgeschichte. Rottenburg am Neckar, 2001.
UB-Signatur: 15 E 6358.

https://www.forstbuch.de/wp-content/uploads/2019/11/Burgsdorf_Leseprobe.pdf