Institut für Politikwissenschaft

"Governance of Complexity"

Politische Steuerung im Mehrebenensystem der EU am Beispiel der Beschäftigungspolitik

ausführliche HTML-Version

Gefördert von der DFG, Schwerpunkt "Regieren in der Europäischen Union"

Analytischer Ausgangspunkt des Projektes ist die Komplexität, die es allgemein beim Regieren im Mehrebenensystem der EU und hier speziell im Bereich der Beschäftigungspolitik zu bewältigen gibt. Dabei sind solche Phänomene als komplex zu betrachten, die sich gleichzeitig durch ",Mannigfaltigkeit und Einheit" (Luhmann 1978; s.a. Simon 1962) auszeichnen. Die Ansätze einer einheitlichen Steuerung der Beschäftigungspolitik durch die EU kontrastieren in diesem Fall mit den unterschiedlichen nationalen Strukturen in dem Politikfeld. Dies führt nicht nur zu den bekannten Problemen der Konsensfindung bei europäischen Entscheidungsprozessen, sondern auch – und das ist primärer Gegenstand des Projektes "Governance of Complexity" – zu erheblichen Problemen bei der Implementation von Programmen bzw. zu nationalen Varianzen in den jeweils realisierten Steuerungsversuchen (Heinelt 1996b). Hierfür sind vor allem – so unsere These – die unterschiedlich strukturierten Politiknetzwerke in den Mitgliedstaaten verantwortlich. Dabei umfassen diese in vertikaler Hinsicht die verflochtenen politischen Institutionen im engeren Sinne und in horizontaler Hinsicht die jeweils etablierten Staat-Verbände-Beziehungen.

Im Rahmen des DFG-Schwerpunktprogrammes verorten wir das Projekt in den Bereichen 2 (Europäisierung und Veränderung binnenstaatlichen Regierens) und 3 (Konvergenz oder Divergenz durch europäisches Regieren). Zur Bearbeitung dieser Fragestellung greifen wir auf Überlegungen aus drei Teildisziplinen zurück.

Das materielle Problem einer europäischen Beschäftigungspolitik stammt aus der politikwissenschaftlichen EU-/Integrationsforschung. Das methodische Design eines Quasi-Experiments basiert auf dem internationalen Vergleich von Staatstätigkeiten.

Wichtige Analysekonzepte wie Policy-Profil, Implementationsnetzwerk und Politikstil kommen aus der Politikfeldanalyse.

Konkret soll die Implementation des Programmes ADAPT in Deutschland, Österreich, Großbritannien und den Niederlande untersucht werden, wobei die ausgewählten Fälle unterschiedliche Konfigurationen von Politiknetzwerken repräsentieren. Sie variieren vor allem entlang der Dimensionen Unitarismus vs. Föderalismus und Korporatismus vs. Pluralismus.

Neben der Rekonstruktion von Implementationsstrukturen und dem Vergleich von Steuerungsergebnissen im Sinne von Policy-Outputs (nicht: Outcomes z. B. im Sinne von Arbeitslosigkeit) im Bezug auf andere Länder und das gemeinsame europäische Programm werden Rückkopplungs- und Lerneffekte untersucht, die aus der Spannung von Integration und Variation folgen. Hieraus ergeben sich Konsequenzen für die Steuerung im Mehrebenensystem der EU und für die europäische Beschäftigungspolitik.

Finanzierung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (SCHM 1479/1-1)
Laufzeit: 01.11.99 - 31.10.2001
Projektleitung: Prof. Dr. Josef Schmid
Projektbearbeitung: Christian Roth, M.A.


Veröffentlichungen